Der Frühling steht in den Startlöchern – Zeit, einen kleinen Rückblick auf den Winter zu machen! Im Flachland hat dieser leider erneut kaum statt gefunden, doch zum Glück habe ich ja die Berge vor der Haustüre und durfte so einige Stunden im Schnee verbringen. Meine Hauptziele dabei: Steinböcke und Gämsen.
Bereits im November ist eine beachtliche Menge an Schnee gefallen. Das treibt die Tiere auf ihrer Nahrungssuche auch mal in tiefere Lagen, wo der Herbst gefühlt noch gar nicht recht vorüber ist. So gab es während einiger Tage die schöne Möglichkeit, goldene Lärchen mit Neuschnee zu bestaunen. Gleichzeitig startet in diesen Tagen bei den Gämsen die Brunft. Besonders die Böcke bieten da ganz schön Action, von wilden Verfolgungsjagden bis hin zu posieren mit gestellter Rückenmähne. Wahrscheinlich die coolste Zeit, um Gämsen zu fotografieren!
Noch bevor bei den Steinböcken die Brunft beginnt, kann ich mein wahrscheinlich liebstes Bild dieses Winters aufnehmen: ich habe das wohl stattlichste Männchen dieses Gebiets schon von weitem gesehen und bin sehr positiv überrascht, dass er sich durch den Meter hohen Schnee in meine Richtung runter kämpft. Und dabei einen frisch verschneiten Wasserfall passiert. Yes, genau auf solche Bilder, die die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zeigen, bin ich momentan aus! Erst viel später entdecke ich dann wenig neben mir eine Steingeiss – die Aufmerksamkeit des stattlichen Bocks galt dann wohl doch eher ihr, als meinen Fotovisionen…
Ende Dezember geht es dann auch bei den Steinböcken so richtig rund. Sie flehmen und züngeln den Weibchen nach, dass es mir vom Zuschauen alleine schon fast unangenehm wird. Und so scheint es auch den Geissen ab und zu zu gehen, wenn sie die Herren wieder unsanft in die Schranken weisen. Und doch scheinen sie die Gesellschaft zu geniessen, denn den Winter verbringt das Steinwild in gemischten Rudeln, respektive in (Teil-)Gruppen von Männchen, Weibchen und Jungtieren. Erst mit der Schneeschmelze trennen sich die Böcke dann wieder vom Rest und bilden eigene Rudel.
Im Januar kehrt dann wieder etwas Ruhe ein und die Tiere versuchen, so wenig Energie wie möglich zu verschwenden. Dies habe ich auch stets im Hinterkopf, wenn ich losziehe zum fotografieren. Generell versuche ich immer, so defensiv wie möglich vorzugehen, doch im Winter ist es besonders essentiell, die Störungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren! Bitte seid euch das auch immer bewusst, wenn ihr unterwegs seit. Und by the way entstehen meiner Meinung nach so auch die besseren Bilder, denn wer will schon den Hintern eines wegrennenden Tieres abbilden? Ich setzte mich oft einfach hin und warte, was passiert. Nicht selten kommen die Tiere dann aus Neugierde auf einem zu. So wie dieses zuckersüsse Gamskitz, welches etwa eine halbe Stunde lang vor mir rumturnt. Ich hab mich schon gefragt, was es wohl ganz alleine hier macht, als auf einmal seine Mutter erscheint. Sie mustert mich kurz, stuft mich aber wohl als vertrauenswürdig genug ein, so dass sie das Kleine kurzum wieder alleine bei mir zurück liess (…leider aber auch den Nebel, der mich kurz darauf das Fotografieren aufgeben lässt).
Für diese Winterbilder habe ich verschiedene Orte im Berner Oberland, Wallis und Graubünden besucht, die ich teilweise bereits vom Sommer kenne, teilweise aber auch neu erkundet habe. An den meisten Orten ist der Schnee mittlerweile weitgehend geschmolzen und die Tiere sind wieder weiter hoch gezogen. Ich denke/hoffe, dass alle den Winter gut überstanden haben. Bis auf einen älteren Steinbock, um den ich mich etwas sorge. Er war oft alleine im Tal unten, teilweise auch ungewöhnlich nahe an der Zivilisation. Eines Tages habe ich zufällig den dortigen Wildhüter getroffen und mit ihm darüber gesprochen. Er bestätigte mir, dass es sich um ein sehr altes Tier handle, dass wohl bald sterben werde. Auch wenn ich weiss, dass dies nun mal der Lauf des Lebens ist und es ja eigentlich viel schöner ist, eines natürlichen Todes zu sterben statt möglicherweise der Flinte eines (Trophäen-)Jägers zum Opfer zu fallen, stimmt es mich immer etwas traurig, wenn ich daran denke. Ich bin jedenfalls dankbar um die Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte und hoffe doch insgeheim, ihn nächsten Winter wieder anzutreffen!
Weitere Fotos von Steinböcken und Gämsen (aus allen vier Jahreszeiten) gibts in meinem Portfolio zu sehen.
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