Bereits als wir losfahren, scheint der Himmel zu brennen – wie gestern bei der Bootsfahrt zu den Albatrossen. Ob das hier in Kaikoura jeden Morgen so ist? Endlich sind wir bei den Felsformationen angekommen und ich muss mich beherrschen, nicht gleich loszurennen. Das könnte nämlich böse ausgehen, denn hier dösen vermutlich hunderte im Halbdunkel schwer erkennbare Robben, die bestimmt nicht erfreut wären, wenn ich über sie drüber stolpere…
Die ziemlich geruchsintensive Robbenkolonie haben wir bereits am Tag zuvor besucht. Sie befindet sich am äusseren Spitz der Halbinsel; dort wo auch eine etwa 1,5 stündige Rundwanderung schöne Ausblicke über die Küste und zu den Gipfeln der Seaward Kaikoura Range bietet. Genau das richtige für uns nach der eindrücklichen Bootstour zu den Abatrossen am Vormittag.
Kekeno nennen die Maori die New Zealand Fur Seal (Arctocephalus forsteri), auf deutsch heissen sie Neuseeländische Seebären. Etwas “bäriges” haben sie in der Tat: sie sehen friedlich aus, verbringen ihre Zeit an Land meist mit dösen und sonnenbaden und können auch mal knurren und brummen, wenn ihnen etwas nicht passt. Die gemütliche Erscheinung sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um Raubtiere handelt, denen man besser nicht auf den Pelz rücken sollte. Spätestens wenn man zwei Bullen kämpfen sieht, wird einem dies bewusst:
Die Felsformationen, die wir uns fürs Sonnenaufgangs-Shooting am nächsten Morgen ausgesucht haben, liegen ganz in der Nähe der Robbenkolonie. Bei Ebbe kann man ziemlich weit hinaus laufen – aber wie gesagt immer mit Vorsicht, den die Seebären sind wirklich kaum von den Felsen zu unterscheiden. Ich habe nach ein bisschen suchen mein Plätzchen gefunden und staune nicht schlecht über das schier endlos anhaltende Morgenrot. Als es langsam heller wird, entdecke ich ein paar Meter weit im Meer draussen – dort, wo sich die Wellen spektakulär an einem Felsen brechen – einige Seebären, die wohl dort ihre Morgendusche geniessen. Jener, der wenige Meter neben meinem Stativ döst, sehe ich erst beim zusammenpacken – im Gegensatz zu mir scheint er nicht sehr erschrocken, muss mich wohl schon Ewigkeiten vorher bemerkt und (glücklicherweise) geduldet haben…
Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von Kaikoura und seiner sagenhaften Tierwelt. Wir wollen das schöne Wetter ausnützen und hoch in den Norden, in die wärmste Region der neuseeländischen Südinsel. Nach einem Abstecher in die Marlborough Sounds wollen wir eigentlich ganz hoch zum Farewell Spit – werden aber in Kaiteriteri abrupt gestoppt: Der State Highway 60 ist wegen Unwetterschäden gesperrt. Nun ja, es gibt schlimmere Orte zum Stranden als an den Toren des Abel Tasman Nationalparks. So haben wir uns also für ein paar Tage in Marahau, einem kleinen Örtchen direkt an der Parkgrenze, eingenistet und die heissen Spätsommertage mit Kanu fahren, wandern, baden, leckerem Essen und Wein aus der Region genossen – paradisische Sonnenuntergänge gabs gratis dazu.
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