Sternenfotografie fasziniert mich schon länger. Da ich im Sommer einige Tage in den abgelegenen Bündner Bergen verbringen will und dort unter anderem die Milchstrasse fotografieren möchte, bin ich nun intensiv daran, mich in diese Thematik einzuleben. Gerne schildere ich hier meine bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse; vielleicht helfen sie ja anderen Sternen-Aspiranten auch ein bisschen.
Nach einigem Recherchieren, Einlesen und Ausprobieren haben sich für mich vor allem drei wesentliche Punkte zum guten Gelingen eines Sternenfotos herauskristallisiert: eine geeignete Ausrüstung, eine sorgfältige Planung und die richtige Aufnahmetechnik.
Ausrüstung
Als Grundlage braucht es eine (Spiegelreflex-)Kamera, welche manuelle Einstellungen zulässt. Je rauschärmer die Kamera, umso besser, da dies das Arbeiten mit hohen ISO-Werten erlaubt. Mit meiner Canon EOS 6D bin ich diesbezüglich also tip top aufgestellt. Als Vollformat-Kamera hat sie zudem den Vorteil, dass die Fotos “weitwinkliger” daherkommen.
Und da sind wir schon beim nächsten Punkt: das Objektiv. Ich würde bei der Brennweite nicht höher als 35mm gehen (bei APS-C wegen des Cropfaktors max. 22mm). Wir bewegen uns als im (Super-)Weitwinkelbereich, da wir ja schliesslich möglichst viele Sterne auf das Foto bringen wollen. Ich bin in diesem Segment schon gut ausgerüstet, wollte aber speziell für die Sternenfotografie noch etwas sehr Lichtstarkes haben. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen habe ich mich relativ rasch auf Festbrennweiten eingeschossen und zunächst das 24mm f1.4 von Canon anvisiert. Schlussendlich habe ich mich aber für das deutlich günstigere Äquivalent von Rokinon (wird ebenfalls unter den Namen Samyang und Walimex vertrieben) entschieden, welches in Vergleichstests ebenso überzeugt. Der Hauptunterschied ist, dass es keinen Autofokus hat, worauf ich bei der Sternenfotografie aber getrost verzichten kann.
Um verwacklungsfrei arbeiten zu können, brauchen wir ausserdem ein Stativ und idealerweise eine Fernbedienung (alternativ Kamera-Selbstauslöser).
Planung
Sternen- oder Milchstrassenfotos entstehen selten spontan; sie bedürfen meist einer umsichtigen Planung. Das beginnt beispielsweise schon bei der Wahl der Location, denn wer in einer hell beleuchteten Stadt den Nachthimmel fotografiert, wird keinen einzigen Stern auf dem Foto finden. Wer hingegen schon einmal in der abgeschiedenen Bergwelt oder auf einer einsamen Urlaubsinsel die Milchstrasse von blossem Auge sehen konnte, kann erahnen, was für tolle Fotos da entstanden wären. Sprich: möglichst dunkle, abgelegene Orte ohne “Fremdlicht” suchen. Eine sehr nützliche Karte gibt es hier.
Auch der Mond ist in Sachen Fremdlicht ein “Störfaktor”, Vollmondnächte fallen also auch weg. Um die Milchstrasse zu fotografieren, eignen sich hierzulande vor allem die Sommermonate. Aktuell ist nur ein kleiner Teil zu sehen und dieser erst um ca. 04.00 Uhr morgens. Um Zeitpunkt und Stand der Milchstrasse und/oder des Mondes positionsgenau vorherzusehen, verwende ich den Nachtmodus in Google Earth.
Last but not least muss natürlich auch das Wetter mitspielen. Das beste Material und die sorgfältigste Planung sind hinfällig, wenn der Himmel bedeckt ist.
Aufnahmetechnik
Um möglichst viel Sternenlicht einzufangen, benötigen wir eine große Blendenöffnungen ( =kleine Zahl). Im Gegensatz zu Langzeitbelichtungen bei Wasserlandschaften können wir hier die Zeit nicht beliebig lange einstellen, da aufgrund der Erdrotation ansonsten “Sternspuren” entstehen (es sein denn, man will explizit Startrails aufnehmen). Als Faustregel gilt 500 : Brennweite (bei APS-C 300 : Brennweite), was bei mir also etwa 20 Sekunden belichten bedeutet. Um noch mehr Licht auf den Sensor zu bringen, arbeiten wir mit möglichst hohen ISO-Werten. Bei der rauscharmen 6D sind Werte um die 2500 bis 3200 problemlos möglich.
Autofokus kann man bei Nachtaufnahmen vergessen, hier ist manuelles Scharfstellen gefragt. Idealerweise hat man ein Objektiv, das sich “auf Anschlag” unendlich fokussieren lässt. Ansonsten spielt man die einzelnen Blenden einfach mal bei Tageslicht durch und merkt/markiert sich, auf welcher Stellung der Entfernungsskala die Unendlichfokussierung liegt.
Ich empfehle grundsätzlich, im RAW-Format aufzunehmen. So lassen sich die Bilder nachträglich am Computer viel präziser bearbeiten als in JPG. Wie stark man die Bilder bearbeiten möchte, ist natürlich auch hier Geschmackssache. Ich habe primär den Weissabgleich korrigiert, den Kontrast etwas erhöht und die Konturen geschärft. Vorsicht geboten ist bei Rauschreduzierung – diese “frisst” rasch einmal auch die Sterne auf.
Soweit meine ersten Erfahrungen, die hoffentlich den ein oder andern ermutigen, auch mal bei Nacht auf Fotosafari zu gehen. Ich wünsche viel Spass beim Ausprobieren 🙂
Nachtrag:
Eine Sammlung meiner bisherigen Lieblings-Sternenfotos findet ihr hier.
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