Glückstag in den Schweizer Alpen

So langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu und die Zeit der Jahresrückblicke naht. Höchste Zeit also, euch von meinem diesjährigen Highlight in den Schweizer Alpen zu erzählen! Es ereignete sich bereits im Januar 2023 – was für ein Auftakt, so kann es ja nur ein fantastisches Fotojahr werden!

Eigentlich befinden wir uns schon auf dem Rückweg von einer Fototour während der Steinbock-Brunft, als ich im Augenwinkel weit über mir zwischen zwei Lärchen eine Gestalt entdecke. “Ich glaub da ist ein Fuchs” sage ich erfreut und richte meine Kamera mit dem 400mm-Tele darauf. Als ich durch den Sucher blicke, trifft mich fast der Schlag: das ist kein Fuchs, das ist tatsächlich ein Luchs! Er hat uns natürlich längst entdeckt und blickt mir frech entgegen ohne auch nur den kleinsten Fluchtreflex zu zeigen. Mein Herz schlägt wie verrückt und ich brauche einen Moment, bis ich mich beruhigt habe und die erste nicht zittrige Aufnahme machen kann:

Wow, von so einer Begegnung habe ich immer geträumt. Und nun ist sie wirklich da, völlig unerwartet! Und es wird noch besser: nach einer Weile des gegenseitigen Inspizieren setzt sich der Luchs in Bewegung. Doch nicht etwa um das Weite zu suchen, nein im Gegenteil – er scheint zu uns runter zu kommen.

Scheinbar mühelos und ganz und gar lautlos stampft er durch den Schnee – seine grossen Pfoten dienen ihm dazu als Schneeschuhe. Immer wieder verschwindet er für kurze Zeit hinter Vegetation und Geländeerhebungen und ich realisiere erst, was für ein Glück ich hatte, zufällig genau zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Stelle geschaut zu haben. Denn sonst wäre er durch seine perfekte Tarnung und seine geschickte Art, sich fortzubewegen, kaum zu entdecken.

Er schaut immer wieder zu uns herunter, doch sein Hauptinteresse scheint sich tatsächlich auf zwei äsende Steinböcke zu verlagern. “Der will sich an die anpirschen” sage ich erstaunt. Und tatsächlich können wir die nächste halbe Stunde ein fantastisches Katz-und-Maus-Spiel beobachten, wobei die Steinböcke den etwas übermütigen Luchs nur so halb ernst zu nehmen scheinen. Dies bringt mich zu der Vermutung, dass es sich wohl noch um ein etwas unerfahrenes Jungtier handelt, das sich gehörig überschätzt. Aber uns solls recht sein, von so einer Show hätte ich kaum zu träumen gewagt!

Irgendwann lies der Luchs dann von den Steinböcken ab und zog von dannen. Wahrscheinlich wird er sein Glück bei den Gämsen weiter oben versuchen. Wir schauen ihm noch lange nach, machen die letzten Bilder und können unser Glück immer noch kaum fassen.

Natürlich bin ich die Tage und Wochen danach noch mehrmals in das Gebiet zurück gekehrt in der Hoffnung, den Luchs nochmal anzutreffen. Vergeblich. Einige Momente sind wohl so wertvoll, das sie einmalig bleiben sollen!