Vor wenigen Wochen habe ich per Zufall von einem Ort nahe der französischen Grenze erfahren, wo vermehrt Nutrias gesichtet wurden. Ich habe diesen Nager noch nie gesehen, war entsprechend neugierig und habe so spontan entschlossen, das Gebiet einmal zu inspizieren. Und durfte so auf Anhieb meine ersten Nutria-Fotos machen!
Nutrias stammt eigentlich aus Südamerika. Die in Europa lebenden Tiere sind aus Pelzzuchten entwischt oder absichtlich freigelassen worden. Es ist also eigentlich eine invasive Art, die mancherorts wenig Scheu vor dem Menschen zeigt. Besonders aus Deutschland habe ich schon viele Fotos gesehen, teilweise sogar Weitwinkelaufnahmen. Aus der Schweiz war mir bisher nichts bekannt – ich ging davon aus, dass unsere Winter für die doch eher wärmeliebenden Tiere zu streng sind. Offenbar kommen sie aber regional doch damit zu Recht, mildere Winter und Klimaerwärmung sei dank.
Optisch gleicht das (oder die?) Nutria unseren beiden anderen “Wassernagetieren”: kleiner als der Biber, aber grösser als die Bisamratte. Auch am Schwanz sind Nutrias eindeutig zu erkennen: dieser ist nämlich gänzlich rund, während er beim Bisam leicht abflacht und beim Biber ja gänzlich flach ist.
So sitzen wir an einem trüben Novembertag also am Ufer eines Teiches und warten. Ein paar Silberreiher, verschiedene Enten und in der Ferne zwei ebenso hartgesottene Weissstörche, die den Winter wohl hier verbringen wollen, vertreiben uns die Zeit. Und auf einmal schwimmt da tatsächlich wie aus dem Nichts das erste Nutria an uns vorbei! Wow, ich hätte nicht damit gerechnet, dass es gleich auf Anhieb so gut klappt!
Im Gegensatz zum Biber, der eher dämmerungs- und nachtaktiv ist, gehen die Nutrias auch tagsüber ihrem geschäftigen Treiben nach. Und das besteht, hier zumindest, primär aus fressen. Unser vorbeischwimmender Besucher steuert nämlich zielstrebig das Ufer an und beginnt dort zu grasen. Und auf einmal sehen wir dort ein weiteres Tier. Und noch eins! Unglaublich, wie gut sie getarnt sind, respektive mit ihrer Umgebung “verschmelzen” – vermutlich waren sie schon die ganze Zeit dort und wir haben sie einfach nicht entdeckt!
Nach rund zwei Stunden sind wir sicher, dass wir insgesamt mindestens vier Individuen gesehen haben. Doch das Highlight kommt erst noch: plötzlich entdecke ich am gegenüberliegenden Ufer zwei helle Flecken im Wasser. Der Blick durchs Teleobjektiv bestätigt es: da schwimmen tatsächlich zwei weisse Jungtiere! Ob es Albinos oder einfach extrem helle Farbvarianten sind, kann ich nicht abschliessend sagen. Aber die beiden waren einfach goldig! Sie wichen einander nicht von der Seite, sei es beim schwimmen, sich putzen oder beim fressen. Und wie es sich für Geschwister wohl auch gehört, musste zwischendurch sogar ein bisschen gezankt werden.
Zwischenzeitlich kommt sogar die Sonne raus und erschwert das Fotografieren etwas – besonders die Weissen 😉 Wir haben aber sowieso mehr beobachten und fotografieren dürfen, als wir uns erträumt hätten und verabschieden uns dann mal von den kleinen Rackern. Bis zum nächsten Mal!
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