Die Frösche sind los…

Grasfrösche (Rana temporaria) gehören bei uns zu den ersten Amphibien, die nach der Winterruhe auf Wanderung gehen. Das Zeitfenster, sie zu beobachten, ist im Teich bei mir um die Ecke jeweils relativ kurz. Dieses Jahr habe ich es endlich geschafft, sie dort zu fotografieren, nach dem es während den warmen Tagen Ende Februar schon verhältnismässig früh los ging.

Ähnlich wie bei den Erdkröten (Bufo Bufo) tragen auch bei den Grasfröschen einige Weibchen die Männchen auf ihrem Rücken, während sie sich zu den Laichgewässern bewegen. Dieses Verhalten wird als Amplexus oder Paarungsgriff bezeichnet. Das kleinere Männchen umklammert das Weibchen dabei mit seinen Vorderbeinen, während es sich “huckepack” tragen lässt. Der Griff wird dann auch im Wasser nicht mehr gelöst und dient dazu, das Weibchen zu stabilisieren, während sie schwimmen und Laich ablegen.

Grasfrosch-Pärchen unterwegs zum Teich. Im Gegensatz zu den Erdkröten bewegen sie sich hüpfend vorwärts und nicht gehend.

Eigentlich sind die Frösche relativ scheu. Mit viel Geduld und aussergewöhnlich kooperativen Tieren gelangen mir aber sogar Weitwinkel-Aufnahmen.

Das selbe kooperative Weibchen erlaubte mir auch dieses Close-up. Ich finde die Pupillen der Grasfrösche unglaublich schön & faszinierend!

Sobald sie ihr Ziel erreicht haben, beginnt das Paarungsritual. Vorallem die Männchen quaken dabei laut, um noch nicht verpaarte Weibchen anzulocken. Bei dieser grossen Anzahl an Tieren entsteht hier ein regelrechter Soundteppich, den ihr in diesem Video auch gut hören könnt. Es ist ein richtiges Tohuwabohu im Teich – vor lauter Fröschen ist stellenweise das Wasser kaum mehr zu sehen. Erstaunlicherweise registrieren sie aber dennoch jede Bewegung am Ufer und tauchen ruckzuck ab, wenn es ihnen zu viel wird. Ich bewege mich wirklich nur im Zeitlupen-Tempo und trotzdem muss ich regelmässig 15 – 20 Minuten warten, bis nach einem Tauchgang die ersten Augen wieder auftauchen. Sie reagieren nicht nur auf mich, sondern natürlich auch auf grössere Vögel oder das Mofa, dass auf dem Feldweg vorbei knattert.

Vorsichtig taucht ein Frosch wieder auf und checkt die Umgebung

Ganz schön was los im Teich!

Es geht drunter und drüber…

Die Weibchen legen ihre Eier in großen Klumpen, die auch als Laichballen bezeichnet werden. Ein einzelner Laichballen kann bis zu 1.000 Eier enthalten und wird oft an Wasserpflanzen oder Steinen befestigt, um ihn vor Strömungen oder Wellen zu schützen. Die Eier sind von einer gelatineartigen Hülle umgeben, die sie vor Austrocknung und Bakterienbefall schützt. Innerhalb weniger Wochen entwickeln sich aus den Eiern Kaulquappen, die zunächst noch keine Beine haben und sich von Algen und anderen Pflanzen im Wasser ernähren. Nach einigen Wochen beginnen die Kaulquappen, sich zu entwickeln und ihre Vorder- und Hinterbeine auszubilden. Gleichzeitig bilden sie auch ihre Lungen aus, um Luft atmen zu können. Sobald sie vollständig entwickelt sind, verlassen sie das Wasser und werden zu erwachsenen Fröschen.

Sowohl der Laich als auch die Frösche haben so einige Fressfeinde. Für Enten beispielsweise sind Froscheier eine richtige Delikatesse, während Fische einen Teich voller Kaulquappen regelrecht leerfegen würden. Amphibien sind somit auf fischlose Teiche und Tümpel angewiesen! Heute stolziert nur ein einzelner Graureiher in der nähe des Teiches herum. Die Störche aus dem naheliegenden Münsingen haben ihn glücklicherweise noch nicht entdeckt…

Ein Froschpärchen neben einer Laichballe

Auch dieser Frosch scheint seinen Laich zu “bewachen”

Gut getarnt vor allfälligen Fressfeinden

Wenn man die Grasfrösche eine zeitlang beobachtet, stellt man fest, dass sich die einzelnen Individuen optisch doch ziemlich unterscheiden. Die meisten sind bräunlich gefärbt, es gibt aber verschiedene Schattierungen von grün bis grau. Besonders ins Auge stechen mir einzelne fast leuchtend rot gefärbte Frösche, wie ich sie zuvor noch nie gesehen habe.

Ein gelblich-orange gefärbtes Exemplar

Die wenigen knallroten Frösche stechen besonders ins Auge

Die meisten sind jedoch bräunlich gefärbt, wie diese beiden hier.

Abgesehen von den oben erwähnten Fressfeinden ist der Mensch wohl die grösste Gefahr für die Grasfrösche und allgemein für Amphibien. Zwar sind sie an diesem Teich dank der abgelegenen Lage relativ sicher vor dem Autoverkehr, doch generell sind Amphibien auch besonders durch Lebensraumverlust gefährdet. Amphibien gelten oft als “Schlüsselarten” um zu bestimmen, wie gut es um ein Ökosystem steht. Sie haben Auswirkungen auf viele andere Tierarten und tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Es ist wichtig, ihre natürlichen Lebensräume zu schützen und zu bewahren, damit wir auch in Zukunft das jährliche Schauspiel der Grasfroschwanderungen erleben können.

Ich hoffe, euch hat der Einblick in die Welt der Grasfrösche gefallen. Als nächstes folgen bei uns dann in etwa 2 Wochen (je nach Wetter/Temperatur) die Erdkröten. Vielleicht gelingen mir dann auch wieder ein paar Bilder 🙂

Im goldenen Wasser der Morgensonne

Goodbye!

Equipment:

  • Canon R5
  • RF 100mm f/2.8
  • RF 100-500mm f/4.5-7.1
  • RF 24mm f/1.8
  • Bohnensack

Schreibe den ersten Kommentar

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.