Bärenstarker Lake Clark Nationalpark

Alles in allem hatten wir heuer in Alaska & Kanada ja eigentlich ziemlich Glück mit dem Wetter. Doch ausgerechnet an den beiden Tagen im Lake Clark Nationalpark regnete es wie aus Kübeln. Ununterbrochen. Zum Glück wars wenigstens den Bären egal.

Bereits der Anflug von der Kenai-Halbinsel ins Niemandsland ist eher ungemütlich: der Wind schüttelt das kleine Buschflugzeug ziemlich durch, während der Pilot abgebrüht die Eagles mit “Hotel California” über unsere Kopfhörer laufen lässt. This could be heaven or this could be hell…

Ich bin jedenfalls froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, als unser Bärenguide uns am Strand (…wer braucht schon eine Piste zum Landen?!…) abholt. Ich kann kaum meine Regenklamotten fertig anziehen, da sehen wir in der Ferne schon den ersten Bären! Und es sollte nicht der Letzte sein.

Was den Lake Clark Nationalpark so einzigartig für Tierliebhaber & Fotografen macht, ist der Fakt, dass man sich in Begleitung eines erfahrenen Guides frei bewegen kann und so bis auf wenige Meter an die Bären herankommt. Wir sind jeweils für etwa zwei Stunden draussen, bis wir uns und unsere triefenden Kleider am Kaminfeuer wieder aufwärmen. Richtig trocken werden sie diese zwei Tage nicht mehr – und ich um eine Erkenntnis reicher: auch Gore-Tex ist relativ… Aber für solche Bilder nehme ich das jederzeit gerne in Kauf:

Diese Bären sind allesamt Grizzlies, eine Unterart der Braunbären. Es ist die meist verbreitete Bärenart in Alaska; Schwarz- und Eisbären sind eher selten. Je nach Lebensraum ernähren sich die Grizzlies von Gras, Fisch, Beeren, Muscheln, Insekten, Nagetieren oder auch mal grösseren Säugetieren resp. deren Kadavern. Entsprechend dem verfügbarem regionalen Nahrungsangebot variiert die Grösse der Tiere: Küstenbären, die sich von proteinhaltigem Lachs ernähren, sind deutlich grösser als beispielsweise die im Binnanland lebenden Grizzlies im Denali Nationalpark. Als grösste Vertreter ihrer Art gelten die Kodiakbären auf der gleichnamigen Insel etwas südwestlich des Lake Clark Nationalparks. Im Herbst sieht man hier in Strandnähe vorallem Bärinen mit Jungtieren aus dem Frühling oder vom letzten Jahr. Die männlichen Grizzlies streiffen zu dieser Jahreszeit eher in höheren Lagen herum.

Während die Bären für die Guides zum Alltag gehören, so scheinen Elchsichtungen hier ziemlich selten zu sein. Als wir nämlich gemütlich im Trockenen beim Abendessen sitzen, bricht plötzlich eine regelrechte Hektik aus, als draussen ein stattlicher Elchbulle vorbei stolziert. Ich habe natürlich das Essen auch kurz unterbrochen, um ein paar Fotos zu schiessen, den einen Elch am Strand sieht man schon nicht alle Tage. Man könnte fast sagen: moose on the lose!

An den Strand begeben wir uns dann auch am nächsten Morgen früh. Es ist nämlich Ebbe und für die Bären die Gelegenheit, im Schlamm nach allerlei Leckereien zu graben. Man stelle sich nun folgende Bilder mit einem bombastischen Sonnenaufgang im Hintergrund vor:

Fast hätten wir gezwungenermassen noch einen Tag länger im Nationalpark bleiben müssen (dürfen?), denn lange sah es so aus, dass das Buschflugzeug wegen dem instabilen Wetter nicht fliegen kann. Kurz vor Mittag kam uns das Airtaxi dann doch noch abholen. Dieses Mal konnte ich sogar die ein oder andere Luftaufnahme machen (separater Blogbeitrag folgt…) und malte mir aus, wie toll die Aussicht auf die schneebedeckten Vulkane bei schönem Wetter sein muss. Wer weiss, vielleicht ergibt sich die Möglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal – den Lake Clark Nationalpark und die eindrücklichen Küstenbären würde ich jederzeit gerne wieder besuchen!

2 Kommentare

  1. Daniel Rindlisbacher
    30. Januar 2017
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    Wie wir Dich um dieses Erlebnis und die tollen, ausdrucksstarken Bilder beneiden, 2012 “soff” unser Trip (nur wir vier Tage mit Guide im Zeltcamp) im Thunderstorm buchstäblich ab, an einen Flug war nicht mal zu denken… Muss irgendwann einfach noch sein!
    LG Dani

    • 30. Januar 2017
      Antworten

      Ja, bei uns stands wegen dem Fliegen auch auf der Kippe, hatten aber gerade noch Glück. Ihr müsst unbedingt nochmals einen Versuch wagen, ist einfach ein einmaliges Erlebnis!

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