In den vergangenen Tagen und Wochen habe ich eine Menge Fotos aus Kanada gezeigt. Auf besonders grosse Resonanz sind dabei verschiedene Tierfotos gestossen. Das hat mich sehr gefreut; nicht zuletzt, weil es auch für mich als (Hobby-)Fotografin etwas vom schönsten ist, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung abzulichten. Gerne gebe ich hier ein paar Blicke hinter die Kulissen und zeige, was es alles braucht, bis so ein Wildlife-Foto auf den Chip gebannt ist:
Vorbereitung
Zugegeben, bei Tieren spielt Zufall und Glück vielleicht eine etwas grössere Rolle als bei sonstigen Fotografie-Sparten. Aber auch hier ist eine gute Vorbereitung und Planung essenziell.
Das beginnt schon bei der Wahl des Equipments. Idealerweise hat man lange und offenblendige Brennweiten – wenn man es sich leisten kann. Aber selbst dann steht man spätestens beim Packen vor einer Herausforderung: wie soll das teure Supertele jemals ins Handgepäck passen? Schlussendlich läuft es also immer irgendwie auf einen Kompromiss heraus. Ich habe mich aus meinem Arsenal schlussendlich für Brennweite (Tamron 150-600mm 5-6,3) und gegen Lichtstärke (Canon EF 70-200mm 2,8 mit 2x-Konverter) entschieden und meinen vollbepackten Rucksack dank eingeübtem Hundeblick noch knapp als Handgepäck mitnehmen dürfen.
Noch lange bevor es ans Packen geht, mache ich mir Gedanken, was ich gerne fotografieren möchte. Bären, Orcas und Mountain Goats standen dieses Mal ganz oben auf der Liste – zwei davon sind mir gelungen. Glück? Zu einem grossen Teil sicherlich ja – eine Schwarzbär-Familie ist uns beispielsweise unverhofft beim Wandern über den Weg gelaufen. Aber ähnlich wie ich für Landschaftsfotos im Vorfeld schöne Spots recherchiere, habe ich das auch für die Grizzlybären gemacht: ich habe in Reiseführern und Internetforen nach guten Bear-Watching – Gegenden gesucht, habe mir auf Plattformen wie 500px oder in Social Media Fotos von anderen Naturfotografen angeschaut und versucht, heraus zu finden, wo sie aufgenommen wurden und schliesslich auf Trip Advisor und ähnlichen Plattformen Anbieter von Bärentouren verglichen.
Bei aller Planung im Vorfeld sollte man aber eines auf keinen Fall verpassen: vor Ort die Augen und Ohren offen halten! Für das Whale-Watching haben wir uns beispielsweise auf Anraten einer Kanadierin aus der Gegend entschieden – und es keine Sekunde bereut. Deshalb mein allgemein gültiger Rat: sprecht mit Einheimischen, Parkrangern, anderen Reisenden oder Fotografen. Die besten Tipps kommen oft von Gleichgesinnten!
Fotografieren vor Ort
Schöne Tierfotos beruhen grösstenteils auf einer einzigen Sache: Geduld! Besonders wenn einem Wind und Wetter zusetzten, kann dies ziemlich zermürbend sein. Aber wenn schlussendlich ein schöne Begegnung und bestenfalls noch ein gutes Foto resultieren, sind die Strapazen schnell vergessen!
Eine allgemein gültige Kameraeinstellung für die Tierfotografie gibt es nicht – zu unterschiedlich sind die Bedingungen. Grundsätzlich ist eine schnelle Verschlusszeit aber sicherlich angebracht, da die meisten Tiere flink sind und man meist Bewegungen einfrieren möchte. Ich habe die Kamera oft im TV-Modus mit einer Verschlusszeit von 1/1000 oder mehr “schussbereit”. Je nach Lichtverhältnissen und Tierart passe ich den ISO entsprechend an oder wechsle komplett in den M-Modus. Verfügt das Objektiv über einen Bildstabilisator (IS), sollte man den unbedingt einschalten. Beim Autofokus-Modus wähle ich meist im “continious” (nachführen); höchstens bei statischen Motiven (d.h. ruhig dasitzende/-stehenden Tiere) wechsle ich zur optimalen Bildgestaltung gerne mal auf den “one shot” oder für Makroaufnahmen von (ruhigen) Kleintieren nutze ich auch gerne den manuellen Fokus.
Bei allen Ambitionen, ein gutes Foto zu schiessen, sollte man eines niemals vergessen: Respekt vor der Natur und den Tieren selbst!
Nachbearbeitung
Idealerweise ist ein Bild so aufgenommen, dass es nur minimale Nachbearbeitung benötigt. Diese unterscheidet sich bei meinen Tierfotos eigentlich nicht gross von anderen Fotos und geschieht mittlerweile praktisch ausschliesslich in Lightroom: ich wähle einen passenden Weissabgleich, schärfe nach (bei Nahaufnahmen besonders die Augenpartie), korrigiere wenn nötig Belichtung, Lichter und Tiefen etwas. Während Sättigung und Kontrast Landschaftsfotos oft “knackiger” erscheinen lassen, bin ich bei Tierfotos hiermit eher vorsichtig, da man schnell riskiert, die Natürlichkeit zu verlieren.
Als notorische “Schräg-Fotografiererin” muss ich die meisten Bilder begradigen und wähle den passenden Bildausschnitt auch gerne noch nachträglich. Hier hilft es natürlich, eine hochauflösende Vollformat-Kamera zu haben, da man so auch mal etwas grosszügiger beschneiden kann.
Als Beispiel hier zwei mal zwei Möwen, einmal “out-of-cam” und einmal mit Nachbearbeitung und Zuschnitt in Lightroom:
Ich hoffe, euch hat dieser kleine Blick hinter die Kulissen gefallen. Vielleicht habt ihr ja auch noch Ergänzungen und Tipps, wie man wilde Tiere am besten ablichtet? Postet sie gerne in die Kommentare!
Making-of – Pictures by Sven Gerber & Lars Toft, thanks a lot!
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