Bereits zum 10. Mal fand dieses Wochenende die Schweizer Wandernacht statt und endlich hatte ich mal Zeit, daran teilzunehmen. Aus den vielfältigen Angeboten habe ich mich für jenes der Stockhornbahnen entschieden: der klassische Höhenweg vom Gurnigel aufs Stockhorn. Diesen schönen Weg kenne ich bestens bei Tag und war entsprechend gespannt, wie sich die Gegend im Mondlicht präsentieren wird.
Per Car werden wir von Erlenbach via Thun auf den Gurnigel chauffiert, wo wir kurz nach Mitternacht losziehen. Zwar war Vollmond bereits vor ein paar Tagen, aber dank der klaren Nacht ist das Mondlicht auch heute noch sehr stark. Unsere 40-köpfige Gruppe schlängelt sich also ohne Stirnlampen hoch zum Leiterepass. Ich komme bei diesem ersten Aufstieg schon tüchtig ins Schwitzen – unglaublich aber wahr: wir haben auch um diese Zeit immer noch 22 Grad!
Nach dem Leiterepass verläuft der Weg mehr oder weniger auf gleicher Höhe Richtung Stockhorn. Das schöne Panorama trumpft bei Nacht natürlich etwas weniger auf, dafür geniesse ich die mystische Stimmung. Auch weil wir uns etwas vom “Feld” haben zurückfallen lassen, ist insbesondere die Stille sehr eindrücklich. Das fahle Mondlicht taucht die ganze Landschaft in eine sehr spezielle Atmosphäre und ich hadere schon ein bisschen, mir nicht mehr Zeit zum fotografieren nehmen zu können.
Das Nachtwandern hat aber auch seine Tücken: einerseits ist da die Müdigkeit, die sich auf eher “monotonen” Höhenwegen phasenweise durch Stolperer bemerkbar macht. Und andererseits verlangt es – zumindest mir – schon einiges an Konzentration für die Augen ab. Es ist in etwa vergleichbar mit Autofahren bei Dämmerungszeit, wenn die Kontraste nicht mehr so klar erkennbar sind.
Unsere Wanderleiter sind aber besorgt, immer wieder Pausen einzulegen und die Gruppe scheint allgemein aus relativ erfahrenen Wanderen zu bestehen. So kommen wir gut vorwärts und stehen bald auf der Baachegg. Ich weiss sehr wohl, was mich nun erwartet: der Albtraum der heutigen Nacht! Ok, so dramatisch ists dann doch nicht – aber ich hasse einfach Treppen und die folgenden rund 350 Höhenmeter bis zum Stockhorngipfel müssen nun mal über ebensolche erklommen werden. Zum Glück wartet aber einerseits auf dem Gipfel der Sonnenaufgang und anschliessend im Berghaus ein reichhaltiges Brunchbuffet.
Auch wenn es sich bei den aktuellen Temperaturen fast anbieten würde, werde ich auch künftig nicht zu einem nachtaktiven Berggänger mutieren. Als ein etwas anderes Erlebnis für zwischendurch kann ich aber eine Wandernacht gerne empfehlen!
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