Schils, der Bartgeier

Neulich auf dem Brienzergrat, in der Nähe des Augstmatthorns: ich stehe vor einer Herde Steinböcke und bin ganz aufs Fotografieren konzentriert, als plötzlich ein Schatten über meinen Kopf hinweg gleitet. Ich schaue – mit der Kamera am Anschlag – hoch und staune nicht schlecht: fliegt doch tatsächlich ein Bartgeier wenige Meter über mir!

Bartgeier
Noch nie habe ich einen dieser majestätischen Vögel im Berner Oberland gesehen. Ich habe darauf hin die Sichtung unter www.bartgeier.ch gemeldet und weiss deshalb mittlerweile, dass es sich um Schils, ein männliches Jungtier, handelt. Dies ist unter anderem an der Färbung erkennbar:

Skizze: Servizio Foreste e Fauna - PAT / www.waldwissen.net
Skizze: Servizio Foreste e Fauna – PAT / www.waldwissen.net

Während ausgewachsene Tiere an Bauch und Rücken helle Federn tragen, sind die Jungtiere noch dunkler und der Kopf ist schwarz, was auf meinen Fotos gut erkennbar ist.

Schils wurde im Zoo La Garenne aufgezogen. Zusammen mit Noel Leya aus dem Tierpark Goldau wurde er im Mai 2014 im St. Gallischen Calfeisental ausgewildert.

Schils (rechts) und Noel Leya als Jungvögel (Foto: Markus P. Stähli / www.bartgeier.ch)
Schils (rechts) und Noel Leya als Jungvögel (Foto: Markus P. Stähli / www.bartgeier.ch)

Damals war Schils noch keine 100 Tage alt und wurde noch rund 2 Monate beobachtet und gefüttert. In diesen Tagen und Wochen ist er zum ersten Mal geflogen, musste  sich mit einenm aufdringlichen Turmfalken herumschlagen oder lieferte sich Luftscharmützel mit älteren Bartgeiern, die im Calfeisental zu Besuch waren.

Auswilderung im Calfeisental, Mai 2014 (Foto: Markus P. Stähli / www.bartgeier.ch)
Auswilderung im Calfeisental, Mai 2014 (Foto: Markus P. Stähli / www.bartgeier.ch)

Was Schils und Noel Leya im Calfeisental sonst noch alles erlebt haben, kann man in einem liebevoll gestalteten Bilderblog nachlesen. Schils aktuelle Abenteuer und Streifzüge findet man auf www.bartgeier.ch/schils.

Wer selbst Bartgeier beobachten möchte, braucht vorallem etwas: Glück! Eine gute Adresse ist sicherlich der Schweizerische Nationalpark. Ich konnte auch schon mal in Zermatt aus der Ferne einen (mutmasslichen) Bartgeier erspähen. Grundsätzlich bestehen in den Walliser oder Berner Alpen gute Chancen – etwas Glück gehört aber sicherlich dazu!

Oft wird der Bartgeier mit dem Steinadler verwechselt. Sie unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Grösse, was allerdings nur im direkten Vergleich erkennbar ist. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal ist die Form des Schwanzes: keilförmig beim Bartgeier, fächerförmig beim Adler. Auch die Färbung dient zur Unterscheidung: während erwachsene Bartgeier – wie bereits erwähnt – einen hellen Bauch haben, sind Adler durchgehend dunkel (außer Jungenvögel, die an Flügel und  Schwanz weiß gefleckt sind).

Skizze: Servizio Foreste e Fauna - PAT / www.waldwissen.net
Skizze: Servizio Foreste e Fauna – PAT / www.waldwissen.net

 

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Ein Kommentar

  1. […] ursprünglichen Lebensraum zurück. Meine erste Begegnung mit einem Bartgeier hatte ich im Jahre 2014, als der junge Schils mich vom Steinbock-Fotografieren ablenkte. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie plötzlich ein […]

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