Das Wetter, respektive die Wetterprognose und die damit verbundene Planung von Foto- oder Freizeitaktivitäten, ist momentan ja etwas schwierig. So auch am vergangenen Wochenende, wo unter dem Strich Nebel und tief hängende Wolken das bestimmende Element waren. Dazwischen gab es aber immer wieder Aufhellungen und ich durfte wahrlich wunderschöne Momente und Begegnungen erleben. Gerne erzähle ich euch in diesem Blogbeitrag davon.
Die diesjährige Generalversammlung der Naturfotografen Schweiz fand im Toggenburg statt. Eine Region, die ich noch überhaupt nicht gut kenne und entsprechend gespannt war ich auf das Wochenende. Aber einmal mehr sieht die Wetterprognose eher düster aus – mit einer kleinen Chance auf ein bisschen Entspannung am Samstag Morgen. Wir pokern hoch und führen die Sonnenaufgangs-Fahrt auf den Chäserrugg durch. Hoffnungsvoll harren wir aus und spekulieren, ob das Licht rechtzeitig durchkommt. Es tut es leider nicht. Das erhoffte Wetterfenster kommt rund eine Stunde zu spät. Doch was sich uns dann hinter Wolken und Nebel präsentiert, entschädigt allemal für das Warten & Frieren: eine Herde von über 20 stolzen Steinböcken grast friedlich vor uns und lässt sich ausgiebig fotografieren.
Die Speicherkarten füllen sich, während Nebelfetzen und einzelne Sonnenstrahlen abwechslungsweise an uns vorbei ziehen. Mich zieht es irgendwann einmal ins nahe gelegene Berghaus, besser gesagt auf die Toilette eben dieses. Nach einer kleinen Stärkung zieht es mich dann doch nochmals raus, auch wenn das Licht mittlerweile bereits sehr hart ist. Und es hat sich gelohnt, denn ich kann tatsächlich noch mein Lieblingsbild des Wochenendes aufnehmen:
Wenn ich schonmal in dieser – von mir aus doch recht weit entfernter – Ecke der Schweiz bin, hänge ich den Montag doch auch grad noch an. Ich verschiebe mich in den gegenüber liegenden Gebirgszug, den Alpstein. Eine wunderschöne Region, in der ich leider auch viel zu selten bin. Die bekannte Saxer Lücke beispielsweise habe ich bisher weder fotografiert, noch passiert – höchste Zeit also!
Meine Motivation sinkt allerdings ein bisschen, als ich am frühen Nachmittag aus der Bergstation der Gondel trete: der Nebel ist so dicht, dass ich kaum den Weg sehe, geschweige denn die umliegenden Gipfel oder das Tal. Nun gut, ich entscheide mich, trotzdem eine kurze Reko-Tour zu machen. Was ich eigentlich immer mache, wenn ich ein Gebiet noch nicht kenne und plane, dort den Sonnenaufgang zu fotografieren. Einerseits hilft es mir in der Planung und andererseits ist es – insbesondere, wenn ich alleine unterwegs bin – vor allem auch ein Sicherheitsaspekt. Konkret will ich heute herausfinden, wie gut der Weg begehbar ist (gibt es besonders ausgesetzte Passgagen oder technische Schwierigkeiten? Liegt noch Schnee und wenn ja, wo?) und wie lange ich von meinem Übernachtungsort bis zum Fotospot habe. Unterwegs kann ich dann doch noch die ein oder andere Chance für ein paar Bilder nutzen, wenn sich beispielsweise der Nebel kurz etwas anhebt oder mir eine Gämse über den Weg läuft.
Meine Reko hat ergeben, dass der Weg problemlos machbar ist, was mich sehr gut schlafen lässt. Wenn auch nur etwas kurz, denn die Reko hat ebenfalls ergeben, dass ich 45min zum Spot brauche. Dann rechne ich jeweils noch etwa 15min Reserve drauf, weil ich einerseits im Dunklen tendenziell kürzere & langsamere Schritte mache und andererseits einfach nicht in Stress kommen will. Von da aus kann ich dann rückwärts rechnen, mit dem Grundsatz, dass ich eine Stunde vor Sonnenaufgang am Spot sein will. Heisst: ich stelle den Wecker am Vorabend auf 03:15 Uhr. Ja, ich HASSE Sommerzeit…
Aber bereits beim ersten Blick aus dem Fenster bin ich top motiviert: der Nebel ist weg! Und der Vollmond da! Was für eine Wohltat, nach dem gestrigen Tag solche Bedingungen anzutreffen. Die kurze Wanderung zum Fotospot verläuft im Nu und wenig später stelle ich bereits im Mondschein mein Stativ auf. Es folgt ein wunderschöner Sonnenaufgang, während dem ich mehrfach die Position wechsle (auch schon mal verbunden mit kurzen Spurts den Berg hoch, wenn das Licht halt grad so schön durch kommt…). Ich teile ihn lediglich mit einem weiteren Menschen in der Ferne und einer Gämse, die einige Meter unter mir friedlich grast. Besser gehts kaum!
Auch auf dem Rückweg geniesse ich noch die wunderbare Ruhe hier oben. Und auch ganz bewusst das Morgenlicht und die wärmenden Sonnenstrahlen – die habe ich nun wirklich schon lange nicht mehr im Gesicht gespürt! Es liegt auch nach wie vor viel Feuchtigkeit in der Luft, was wohl dafür sorgt, dass immer wieder Nebelfetzen hoch ziehen und mir wunderschöne Stimmungen verschaffen.
Nach dem Frühstück folgt dann, wie zur Krönung, noch das letzte Highlight: ich bin gerade daran, meine sieben Sachen zu packen, schaue dabei kurz aus dem Fenster und sehe einfach einen Steinadler (!) vor mir kreisen. So schnell habe die Kamera wohl noch selten wieder ausgepackt…
Tolle Erlebnisse und spannend erzählt.
Vielen Dank Matthias 🙂
Ein wunderbarer Beitrag. Dein Bericht hat mich sehr berührt. Ich danke dir!!