Mucksmäuschenstill sitzen wir im Tarnzelt, welches uns wegen dem starken Wind fast um die Ohren fliegt. Spannung liegt in der Luft – werden die Hähne trotz den alles andere als idealen Wetterbedingungen einfliegen? Wiederholt habe ich das Gefühl, das typische Gurren zu hören – aber es sind wohl das Bächlein und der Wind, die mir akustische Streiche spielen. Doch plötzlich ein kurzes Geflatter – sie sind da! Und der Tanz beginnt…
Wer in den letzten Tagen und Wochen früh Morgens entlang der Baumgrenze unterwegs war, konnte sie vielleicht auch gurren & zischen hören: die Hochbalz der Birkhähne war in vollem Gange und neigt sich so langsam dem Ende zu. Ich bin jedes Jahr aufs Neue fasziniert von diesem Schauspiel, doch so intensiv wie diesen Frühling durfte ich es zuvor noch nie miterleben. Und auch ein paar Fotos sind dabei entstanden, an denen ich richtig Freude habe. Gerne zeige ich einige davon nun in diesem Blogbeitrag – viel Spass beim Lesen & Betrachten!
Diese Fotos sind natürlich alle aus dem Tarnzelt entstanden. Zwar kann man Birkhähne gut auch aus etwas Distanz ohne Tarnung beobachten, will man sie aber am Balzplatz fotografieren, ist es enorm wichtig, die Tiere nicht zu stören! Es geht dabei nicht nur um die Hähne, welche zugegeben etwas “im Film” sind und vielleicht gar nicht mal alles mitbekommen würden, sondern vielmehr auch um die Hennen, die sich um die Balzarena herum in den Bäumen verstecken. Sie schauen von dort dem Geschehen zu, bis sie ihren Auserwählten erkoren haben und kommen dann auf den Balzplatz, um sich mit ihm zu paaren. Wird die Balz gestört, kommen keine Hennen und es kommt zu keiner Paarung, was langfristig einen Bestand gefährden kann. Also: wenn am Balzplatz fotografieren, dann mindestens eine Stunde vor Sonnenaufgang getarnt vor Ort sein und den Platz erst wieder verlassen, wenn die Hähne abgezogen sind (…und ja, das kann hart werden in Sachen Kälte und WC-Bedürfnis…)!
Wer sich noch nicht so auskennt und gerne mehr lernen würde: sowohl der Naturpark Gantrisch als auch das Pro Natura Zentrum Aletsch bieten geführte Ranger-Touren an. Wer schon etwas grössere fotografische Ansprüche hat, dem seien die Birkhahn-Workshops von Lukas Moesch empfohlen.
Wir machen derweil weiter mit ein paar Fotos von der Krokuswiese. Die kommen ja bekanntlich kurz nach der Schneeschmelze zum Vorschein und ich weiss nun auch warum: sie scheinen wertvolle Zwischensnacks für die Birkhähne zu sein! Ich konnte nämlich immer wieder beobachten, wie der ein oder andere kurz eine Pause vom Balzen einlegte und sich genüsslich den Magen voll schlug – so wie in diesem Video zu sehen.
Auf den Balzplätzen geht zuweil ziemlich die Post ab. Es wird gegurrt, gezischt und gegackert, was das Zeug hält. Immer wieder finden sich zwei “Streithähne” – manchmal auch gleich deren drei! Und da fliegen dann schon mal die Fetzen. Eine Henne auf dem Platz oder gar eine Paarung habe ich leider nicht miterleben können, dafür so manche andere spannende Situation. Einer der Hähne war beispielsweise ein sehr Sprunghafter und gab immer wieder akrobatische Balzsprünge zum Besten.
Je länger der Morgen fortschreitet, umso ruhiger wird es am Balzplatz. Die Hähne beginnen allmählich, sich zurück zu ziehen und Energie zu sammeln für den nächsten Morgen. Oder für den Abend – in der Hochbalz kann es nämlich durchaus auch bei Sonnenuntergang zu Kämpfen kommen! Tagsüber ruhen sie am liebsten in den nahegelegenen Bäumen und sitzen nicht selten dekorativ auf den obersten Wipfeln. Was natürlich auch immer ein sehr schönes Motiv ist und sich anbietet für ein paar Habitatsaufnahmen.
Es waren wirklich fantastische Tage bei den Birkhähnen. Ich habe, wenn ich daran denke, immer noch die Geräusche in den Ohren und erinnere mich mit einem Grinsen an so manche Situation. Dass ich noch so viele schöne Bilder mitnehmen durfte, ist natürlich noch das i-Tüpfelchen. Ich möchte diesen Blogbeitrag deshalb mit ein paar weiteren Lieblingsbilder abschliessen. Schaut auch gerne ab und zu in mein Portfolio zu den Raufusshühnern, wo sicherlich künftig noch der ein oder andere Birkhahn hinzukommen wird. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten Begegnungen mit den gurrenden Streithähnen!
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