Nach vielen Stunden und Kilometern ist es mir vergangenes Wochenende endlich gelungen, einen Feuersalamander zu fotografieren. Auch wenn die Bedingungen wiederum nicht optimal waren und ich nicht viele Gelegenheiten hatte, freue ich mich, endlich ein paar Bilder zu haben. Gerne zeige ich sie euch in diesem Blogbeitrag und gebe euch dazu gerade noch etwas Hintergrundwissen zu den hübschen Lurchen mit. Viel Spass beim Lesen & Betrachten!
Selten oder nicht?
Es kommt darauf an. Wenn ich meinem Bekanntenkreis über Feuersalamander gesprochen habe, kam immer wieder die Aussage “als Kind habe ich die noch oft gesehen, aber mittlerweile sind sie selten”. Und auch ich selber habe diesen subjektiven Eindruck. Vor etwa zwei Jahren habe ich angefangen, mich etwas genauer über das Verbreitungsgebiet zu informieren. Dabei lernte ich, dass es in der Schweiz zwei Unterarten gibt: den gebänderten Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris) und den gepunkteten Feuersalamander (Salamandra salamandra salamandra). Letzterer lebt südlich der Alpen, beispielsweise im Tessin, und gehört dort zu den weit verbreitetsten, nicht gefährdeten, Amphibienarten. Der gebänderte Feuersalamander hingegen kommt vor allem in der Nordost- und Nordschweiz in Höhenlagen bis zu 700 m vor. Die Bestände scheinen regional jedoch sehr unterschiedlich zu sein – so gibt es beispielsweise westlich des Bielersees nur spärliche Nachweise.
Nachtaktiv oder nicht?
Es kommt darauf an. Auch hier unterscheiden sich die beiden Unterarten: während der gebänderte Feuersalamander meist ausschliesslich nachtaktiv ist, trifft man den gepunkteten Feuersalamander durchaus auch tagsüber an, besonders wenns feucht und regnerischen ist. Aus fotografischer Sicht habe ich mich deshalb relativ rasch auf den gepunkteten Feuersalamander und somit auf die Südschweiz konzentriert.
Wasser oder Land?
Es kommt darauf an. Wie alle Amphibienarten ist der Feuersalamander sowohl auf Wasser als auch auf Land angewiesen. Sein idealer Lebensraum sind nicht allzu trockene Wälder mit fischlosen Gewässern für die Larven. Feuersalamander sind die einzigen lebendig gebärenden Amphibien der Schweiz. Anders als bei Fröschen, Kröten oder Molchen, welche Laichballen oder -schnüre ins Gewässer ablegen, gebärt das Feuersalamander-Weibchen bereits kiementragende, kleine Larven direkt ins Wasser. Sie sind durch gelbe Flecken an den Beinen zu erkennen und entwickeln sich in rund 3–5 Monate zu 5–7 cm langen Jungtieren, die dann so langsam das Wasser verlassen und an Land weiterleben.
Giftig oder nicht?
Es kommt darauf an. Die auffällige Färbung des Feuersalamanders schreit in der Tierwelt regelrecht “Achtung, ich bin gifitig!” und schützt ihn so vor Fressfeinden. Und tatsächlich erzeugt er in seinen Hautdrüsen Sekrete, welche beim Menschen jedoch meist bloss ein leichtes Brennen auf der Haut auslösen, vergleichbar mit Brennesseln oder Quallen. Bei empfindlichen Personen und Kleinkindern können auch Übelkeit, Atembeschwerden und Erbrechen auftreten. Für Hunde oder Katzen können Genickstarre, starker Speichelfluss oder in Einzelfällen auch der Tod die Folge sein, sollten sie einem Feuersalamander zu stark auf die Pelle rücken. Es ist glaube ich selbstsprechend, dass wir Menschen einen Feuersalamander trotz des geringen Vergiftungsrisikos nicht unnötig anfassen sollten, schon gar nicht ohne Handschuhe, denn ihre Haut ist höchst sensibel und anfällig für Bakterien.
Bedroht oder nicht?
Hier lautet die Antwort leider klar: ja! Der Pilz Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal oder im Volksmund auch Salamanderfresser, ist ein Amphibien-Hautpilz, der vor allem für Feuersalamander, aber auch für heimische Molche, eine große Gefahr darstellt. Er wurde aus Asien vermutlich durch Amphibienhandel über die Niederlande nach Europa eingeschleppt und hat regional bereits ganze Populationen dahin gerafft. Bsal ist hochansteckend und führt beim Feuersalamander innert Tagen zum Tod. Ein Mittel zur Bekämpfung oder Heilung gibt es aktuell nicht. Bisher wurden meines Wissens in der Schweiz noch keine Bsal-Fälle nachgewiesen, dennoch scheint mir die Sensibilisierung auf dieses Thema wichtig, zumal wir Menschen mit unseren Freizeitaktivitäten auch einer der Haupttreiber der Weiterverbreitung sind. Deshalb bitte: gewöhnt euch an, nach einer Wanderung in einem (potentiellen) Salamandergebiet die Schuhe immer gründlich zu reinigen oder sogar zu desinfizieren. Es ist ein kleiner Beitrag, aber momentan wohl leider der einzige, denn wir gegen die Weiterverbreitung von Bsal leisten können…
Es tut mir etwas weh, diesen Blogbeitrag mit so einem traurigen Thema beenden zu müssen. Wir Naturfotografinnen und Naturfotografen sind ja immer irgendwie bemüht, die Natur in ihren schönsten Facetten zu zeigen. Doch leider gibt es eben auch Schattenseiten. Ich denke, es ist wichtig, auch auf diese hinzuweisen und zu sensibilisieren. Im konkreten Fall der Feuersalamander hoffe ich inständig, dass die Bsal-Verbreitung irgendwie gestoppt oder zumindest eingedämmt werden kann und/oder dass die Wissenschaft einen Weg zur Bekämpfung findet. Je mehr Leute über Bsal Bescheid wissen, desto höher stehen die Chancen dafür!
Schreibe den ersten Kommentar