Im heutigen Blogbeitrag nehme ich euch mit nach Island zu einem farbenfrohen gefiederten Kerlchen: dem Papageitaucher. Wir konnten im letzten Sommer in den Westfjorden eine Kolonie besuchen und einige spannende Momente mit diesen gefiederten Clowns erleben. Viel Spass beim Lesen & Betrachten!
Ich weiss noch genau, wo ich zum ersten Mal einen wildlebenden Papageitaucher sehen durfte: es war in Schottland, auf der Insel Handa. Auch wenn dort die Distanz relativ gross war, gehörte es zu meinen absoluten Highlights dieser Reise.
Ich wusste, dass in Island ebenfalls Papageitaucher leben und auch wenn mein Hauptinteresse dem Polarfuchs galt, habe ich natürlich versucht, den Besuch einer Kolonie noch irgendwie mit einzuplanen. Was gar nicht so einfach war, denn einerseits sind die teilweise recht schwer zugänglich und andererseits muss dann auch die Jahreszeit noch stimmen. Die Vögel verbringen nämlich den Grossteil des Jahres auf dem Wasser und kommen nur während der Brutsaison regelmässig ans Land.
Doch wir hatten Glück: auf den Westfjorden ist eine der grössten und einfachsten zugänglich (…wenn man von der etwas holprigen Schotterpiste absieht…) Kolonien der ganzen Insel und da wir Mitte Juli dort waren, passt es auch mit der Saison perfekt. Ich habe mir insgeheim schon die kitschigsten Bilder mit spektakulären Sonnenuntergängen vorgestellt, aber ich sollte ja langsam wissen, wie launisch das Wetter in Island sein kann…
Statt Sonnenschein fegt uns wiedermal ein schier orkanähnlicher Wind fast von den Klippen runter, als wir die Kolonie zum ersten mal besuchen. Zu meiner Freude kann dies den Papgeitaucher oder Lundi, wie sie auf isländisch heissen, nichts anhaben. Es geht nicht lange und die ersten neugierigen Augen blicken mich an. Ich lege mich auf den Boden – einerseits um etwas geschützter vor dem Wind zu sein und andererseits, um in eine gute Fotoposition zu kommen und nehme meine ersten Bilder auf:
Es ist fantastisch, wie nahe man hier den Tieren kommt. Genau genommen habe ich nichts weiter gemacht, als einfach ruhig dagelegen und die Vögel kamen von sich aus auf mich zu! Das ist etwas vom Schönsten, was einem als Naturfotografin passieren kann. Während ich immer wieder ein bisschen mit (oder gegen…) den Wind kämpfe, scheinen die Papageitaucher ihn fast zu geniessen. Sie gelten eigentlich gemeinhin als nicht besonders talentierte Flieger (…dafür machen sie als Schwimmer fast den Pinguinen Konkurenz…) und wirken manchmal schon recht drollig. Und doch staune ich, wie gut sie mit diesen Böen zurecht kommen, der Klippe entlang segeln und zielstrebig ihre Landeplätzchen ansteuern. Ich versuche mich bald einmal an Flugaufnahmen, auch wenn es mir fast die Kamera aus den Händen pusten will…
Auch am nächsten Morgen hat sich wettertechnisch nicht viel verändert, ausser dass der Wind nun aus der anderen Richtung bläst. Dafür fällt mir rasch auf, dass heute sogar noch mehr Papageitaucher hier sind als gestern Abend. Auch während der Brutsaison verbringen sie den Grossteil des Tages auf dem Wasser, primär zum jagen. Beide Elternvögel kümmern sich um den Nahrungsnachschub für die Kleinen und bringen diesen fangfrisch zu den zwischen den Klippen ausgegrabenen Höhlen.
Nur sehe ich komischerweise keinen einzigen Vogel mit Futter einfliegen. Das wäre nämlich auch so eines dieser kitschigen Bildern, die ich mir im Vorfeld ausgemalt habe: ein Papgeitaucher mit dem Schnabel voller Fische oder Aale. Doch mir scheint, dass die hier etwas Verspätung haben (resp. wir zu früh dran sind) und erst mit dem Ausbau der Nester beschäftigt sind. Ich kann nämlich bei einem Vogel ein ganz witziges Verhalten beobachten: er ist am heuen! Statt Futter stapelt sich bei ihm frisch gezupftes Gras und Löwenzahn im Schnabel. Ich vermute, er sammelt das als Polstermaterial für seine Bruthöhle. Immer wieder verschwindet er mit einer Ladung den Felsvorsprung runter und taucht kurz darauf wieder auf, um emsig weiter zu pflücken.
… und so endet mein Ausflug zu den Papageitaucher mal wieder mit einem unverhofften Foto: statt einem Sonnenuntergang oder dem Klassiker “Papageitaucher mit Fisch im Schnabel” nehme ich einen vom Winde verwehten “Papageitaucher am Heuen” mit nach Hause 🙂
Ich hoffe, euch hat dieser kurze Ausflug zu den Lundi gefallen. Wenn ihr noch mehr von den gefiederten Clowns sehen wollt, findet ihr auf Youtube noch ein Video.
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