Einstieg in die (Super-) Makrofotografie

“Makro ist nichts für mich” – diese Aussage haben die einen oder andern vielleicht schon mal von mir gehört. Bis vor wenigen Monaten besass ich nicht einmal ein Makroobjektiv und in meinem Kopf habe ich das Ganze wohl etwas zu fest auf Blümchen und gestakte Insekten reduziert. Nach und nach stelle ich aber fest, dass die Makrofotografie doch einiges an Spielereien und Kreativität zu bieten hat. In diesem Blogbeitrag könnt ihr mich auf meinen ersten Schritten in eine neue Disziplin und auf der Suche nach süssen Winzlingen begleiten!

Ich weiss nicht, ob es der schneearmen Winter oder eine generellen Suche nach etwas “Neuem” war, die mein Interesse an der Makrofotografie so langsam weckten. Zwar kann ich mich nach wie vor nicht so an der Botanik begeistern, doch in der Tierwelt sieht das schon ein bisschen anders aus. Die Mauereidechsen bei uns im Garten habe ich bereits in der Vergangenheit mit Hilfe von Zwischenringen versucht, zu fotografieren und für die alljährliche Amphibienwanderung bei uns im Quartier musste notgedrungen halt das 200er hinhalten. Solange man genügend Platz hat, geht das ja auch, und dennoch wären da wohl Brennweiten im Bereich von 80 bis 105mm etwas bequemer. Es gibt noch viele weitere spannende Arten, die ich gerne einmal ablichten möchte. Gottesanbeterinnen und Alpenböcke zum Beispiel, oder – ganz zuoberst auf meiner Wunschliste: Feuersalamander! Sie sind in der Schweiz leider selten geworden. Mittlerweile kenne ich ein, zwei Plätzchen, wo intakte Chancen bestehen, jedoch bin ich um weitere Tipps per E-Mail sehr dankbar!

Mein erstes kleines Makroprojekt sollen aber die Kugelspringer sein. Und da ist “klein” wohl schon fast untertrieben: die Winzlinge sind nämlich nur millimetergross. Man könnte ja auch mit etwas Einfacherem anfangen, aber: wenn schon, denn schon! Mit meinem nagelneuen RF100mm f/2.8 Objektiv stosse ich trotz 1,4 x Vergrösserung schnell an die Grenzen. Ich kaufe mir deshalb noch ein Raynox DCR-250 dazu. Dieses Nahbereichs-Vorsatzobjektiv kann bei Bedarf einfach aufs Makro vorne drauf adaptiert werden und bietet zusätzlichen einen 1,8-fachen Vergrösserungsfaktor. Der grosse Vorteil an dieser kostengünstigen Variante ist, dass man im Vergleich zu Zwischenringen kein Licht verliert. Die “Luxusvariante” wäre dann wohl noch das Lupenobjektiv von Canon (MP-E 65mm), doch das war mir dann für die ersten Gehversuche doch grad etwas zu teuer.

Dieser Kugelspringer ist knapp 1mm “gross”

Die Kante eines Blattes muss für den Kugelspringer wie eine Bergtour aussehen…

Dieser Kugelspringer “weidet” auf einem Stück Holzrinde

Ansonsten versuche ich, mein Setup so einfach wie möglich zu halten: einen Bohnensack und bei Bedarf ein kleines Lämpchen (oder Handytaschenlampe). Kein Blitz, kein Stativ mit Makroschlitten, nix. Da ist bei mir die Gefahr einfach zu gross, dass ich bei komplizierter Technik, ewigem Einstellen und anschliessend noch stundenlanger Bildbearbeitung rasch wieder die Freude an dem Ganzen verliere. Ich verfolge da eher den spielerischen und kreativen Ansatz. Dies nicht zuletzt auch – und Achtung, jetzt wirds vielleicht etwas kontrovers – weil ich ein Bild mit “künstlerischer Unschärfe” meistens einfach spannender und ästhetischer finde, als ein (technisch) perfekt scharfer Fokusstack. Das mag für manche Makroprofis wie Blasphemie klingen, ist schlussendlich aber einfach Geschmacksache…

Im schönen Abendlicht scheint der Kugelspringer fast zu leuchten

Auch in der Makrofotografie ist das Licht alles…

Kleinste Wasserrückstände auf diesem Blatt erzeugen die hübschen Unschärfekreise

Wenige Schritte von mir zu Hause im Wald habe ich mich also diesen Winter wiederholt auf die Suche nach diesen winzigen Kugelspringern gemacht. Sie gehören zu der Familie der Springschwänze und sind eigentlich sehr häufig anzutreffen – wenn man sie denn sieht! Man muss das Auge wirklich etwas an diese neue, kleine Welt gewöhnen, aber wenn man den ersten kleinen Springer entdeckt hat, geht es nicht lange, bis man weitere sieht. Die nächste Herausforderung ist dann, die Kerlchen abzulichten. Sie sind nämlich in der Regel recht flink unterwegs und wenn man ihnen zu nah auf die Pelle rückt, können sie eben, wie ihr Name vermuten lässt, auch wegspringen. Wenn man Glück hat, entdeckt man mal ein Exemplar, welches gerade Pause macht und gemächlich am Algen weiden ist. Da kann man sich dann der dritten Herausforderung stellen: dem Umgang mit der wirklich minimen Tiefenschärfe! Auch wenn der Autofokus der R5 mit dem RF100mm f/2.8 zusammen eigentlich fantastisch funktioniert, kommt man hier nicht um “manuelles” Fokussieren herum. Und zwar sieht das bei mir in der Praxis so aus, dass ich mal eine Voreinstellung mache und mich dann auf dem Bohnensack um Millimeter nach vorne oder hinten verschiebe. Wenn ich das Gefühl habe, es passt, löse ich mit Serienbild-Modus aus und hoffe, es ist etwas Scharfes dabei. Ihr könnt euch vorstellen, dass der Ausschuss bei dieser Art der Fotografie immens ist. Dafür ist die Freude dann aber auch umso grösser, wenn ein gelungenes Bild dabei ist.

Ein Ast mit etwas Moosbewuchs schaut für den Kugelspringer aus wie ein Dschungel

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie er hier die Schwerkraft austrickst… 🙂

Nach diesem “Waldspaziergang” reichte es gerade noch für ein Bild, bevor er weiter gehüpft ist

Das hier sind die in meinen Augen ersten vorzeigbaren Fotos. Ich muss noch viel üben, aber habe trotzdem schon Freude an diesen Resultaten. Man kann sich also im Winter auch noch anderweitig beschäftigen als mit Landschaftsfotografie, wenn es denn mit dem erhofften Schneefall nicht so recht will. Ich hoffe, euch hat dieser Ausflug in einen neuen Mikrokosmos auch gefallen. Gerne werde ich hier auch wieder über meine nächsten Schritte in die Makrowelt berichten – bis bald!

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