Vergangenes Wochenende stand die erste Hochtour der Saison auf dem Programm. Neben einer anstrengenden, aber druchaus lohnenden Gletschertour stand eigentlich auch eine Gipfelbesteigung zum Sonnenaufgang auf dem Programm. Weshalb es nicht dazu kam und wieso ich doch ein paar schöne Fotos mitnehmen konnte, lest ihr in diesem Blogbeitrag.
Wie so oft hängt auch heute morgen dicker Nebel am Grimselpass und meine Motivation, hier gleich raus zu gehen und los zu wandern, ist klein. Dies ändert sich aber schlagartig, als auf halben Weg zum Oberaarsee die Sicht plötzlich frei wird. Wow, was für eine wunderschöne, wilde Gegend – man kanns einfach nicht genug oft sagen! Wie sehr ich die Grimselregion liebe, habe ich ja schon oft erwähnt, beispielsweise hier.
Unsere Tour startet gemütlich mit einer etwa einstündiger Wanderung entlang des Oberaarsee. Den Gletscher haben wir dabei stets im Blick und er wirkt aus der Ferne bedrohlich steil. Ich ahne bereits, dass der Aufstieg zum Oberaarjoch kein Zuckerschlecken wird. Die ersten Höhenmeter auf dem Eis sind dann aber doch relativ rasch überwunden, da das viele Geröll das Vorankommen auf dem unteren Teil des Gletschers recht angenehm gestalten.
Als es zunehmend aper wird, seilen wir an und montieren die Steigeisen. Es ist schon ein Weilchen her, seit ich zum letzten Mal die Gletscherausrüstung montiert habe und es dauert auch nicht lange, bis sich die ersten Wehwechen bemerkbar machen. Noch schlimmer steht es jedoch um meine Kondition, was sich bei der Kombination aus dünner Luft, steilem Streckenprofil und zunehmend weichem Schnee brutal offenbart. Ganz ehrlich, auf halbem Weg hätte ich am liebsten zusammengepackt und umgekehrt – aber geht halt schlecht mitten auf einem Gletscher.
Durch viel Geduld und gutes Zureden meiner Seilpartner Sven und Sandra habe ich es irgendwie dann doch bis ins Joch geschafft. Von hier ist es eigentlich nur noch ein Katzensprung bis zur Oberaarjochhütte, doch die letzten Höhenmeter haben es nochmal in sich: auf dem ausgesetzten, mit Ketten versicherten, Zickzack-Pfad muss man abermals die Hände zu Hilfe nehmen, bevor es schlussendlich noch über eine fast senkrechte Leiter hoch geht. Eigentlich liebe ich solches Kraxelgelände, doch nach dem kräftezehrenden Aufstieg bin ich dermassen ausgelaugt, dass ich bereits am selben Abend entscheide, auf die morgige Gipfeltour zu verzichten.
Während meine Begleiter also den Wecker auf kurz nach 04:00 Uhr stellen, freue ich mich schon ein bisschen aufs Ausschlafen. Leider liege ich aber die halbe Nacht wach, obwohl ich gefühlt selten so müde war. Noch schlimmer trifft es die andern beiden: sie brechen ihren Gipfelsturm nach wenigen Höhenmeter ab – zu viel Neuschnee fiel in der Nacht, welcher mir im Hinblick auf den Abstieg auch schon etwas Kopfzerbrechen bereitet. Zuvor gilt es nun aber, den Sonnenaufgang zu geniessen! Wir befinden uns nämlich an einer wirklich wunderschönen Lage und es wartet ein stimmungsvoller und farbenfroher Tagesanbruch auf uns. In der Ferne können wir einige bekannte Walliser wie das Matterhorn, das Monte Rosa Massiv oder das Weisshorn erspähen. Mich fasziniert aber besonders das Finsteraarhorn – der höchste Berner Gipfel – der von hier aus nur einen Katzensprung entfernt zu sein scheint. Als sich dann noch just im schönsten Morgenlicht eine dekorative Nebelschwade um dessen Flanke legt, weiss ich, dass sich die Strapazen einmal mehr gelohnt haben!
Der Abstieg gestaltet sich nur in den ersten Meter mit der Leiter und der Kraxelstelle etwas knifflig. Anschliessend verhilft uns die Neuschnee-Schicht zu einer angenehmen Kombination aus runterlaufen und -gleiten. War es gestern für mich eher ein Kampf, so kann ich es heute so richtig geniessen, auch wenn ich die Blasen an meinen Fersen und den Muskelkater in den Oberschenkeln bereits erahnen kann. Für die abermals wunderschöne Aussicht und das Gefühl von Einsamkeit in dieser imposanten, wilden Bergwelt nehme ich das aber immer wieder gerne in Kauf!
Tourendaten:
- Schwierigkeit: T3 / L
- Höchster Punkt: Oberaarjochhütte 3258m
- Aufstieg: 970m
- Zeitbedarf: 4.30 – 5.30 Stunden
- Ungefährer Routenbeschrieb
Ein paar Schnappschüsse von Unterwegs:
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