Warum ich wieder zurück bei Canon bin…

Back to the Roots? Fast vier Jahre ist es nun her, seit ich meine Canon Ausrüstung verkauft habe und vollständig auf die spiegellosen Kameras von Fujifilm gewechselt bin. Mit der GFX 50s und der X-T3 hatte ich ein sich ergänzendes System, mit dem ich all die Jahre happy war. Weshalb ich mir nun doch wieder eine Canon gekauft habe und warum ich mich nicht ganz von Fujifilm verabschiede, lest ihr in diesem Blogbeitrag.

Um es gleich vorweg zu nehmen: dieser Beitrag wird weder wissenschaftlich fundiert noch sonderlich “spannend” werden. Er soll lediglich meine Gedankengänge und ganz persönliche Meinung zu einzelnen Aspekten wiederspiegeln – in der Hoffnung, dass andere Leserinnen und Leser diese eventuell nachvollziehen und für sich gewissen Nutzen daraus ziehen können. In der Vergangenheit haben sich solche “Gear-Talk”-Beiträge in meinem Blog immer als sehr beliebt herausgestellt und mitunter werden auch emotionale Diskussionen darüber geführt. Es gibt hier kein “richtig oder falsch”, sondern nur persönliche Meinungen und Vorlieben.

Aber fangen wir von vorne an: Es war im Sommer 2018, als ich das erste Mal ernsthaft über einen Systemwechsel nachgedacht habe. Ich war damals mit einer schweren Vollformat-DSLR-Ausrüstung von Canon unterwegs und so war auch das Gewicht einer der entscheidenden Faktoren, die mich zum damals inovativen, kompakten und leichten APS-C System von Fujifilm führten. Ich war begeistert, dass ich ein halb so schweres System mit vielen weiteren Vorteilen haben kann, ohne merkliche Verluste in der Bildqualität in Kauf nehmen zu müssen.

Als dann im Sommer 2019 noch die GFX 50s dazu kam, war meine Kombination für die damalige Zeit perfekt. Mit dem digitalen Mittelformat tat sich für mich eine völlig neue Welten in Sachen Bildqualität auf. Und ich bin auch heute noch der festen Überzeugung, dass für reine Landschaftsfotografie das GFX – System das beste am Markt ist, auch wenn der Sprung zu den aktuellen Flagship-Vollformat-Kameras der grossen Marken wohl nicht mehr so krass sein wird wie bei mir damals, als ich von einer Canon 6D kam.

Weshalb also mein Rückschritt von Mittelformat auf Vollformat? Wenn ich ehrlich bin, ist dies eher ein (wirtschaftlicher) Nebeneffekt. Mein Hauptproblem war nämlich nicht das Mittelformat, sondern das APS-C. Und auch das eher in Verbindung mit meiner eigenen Entwicklung: ich habe die letzten Monate und Jahre wieder verstärkt Freude an der Tierfotografie bekommen, u.a. auch an der Vogelfotografie. Und hier fühlte ich mich je länger, desto mehr limitiert durch das Fehlen von Superteles und dem nicht (mehr) ganz zeitgemässen Autofokus.

Zwar hat Fujifilm mit dem XF 200mm f/2.0 ein wirklich, wirklich tolles Teleobjektiv, aber es ist halt einfach in vielen Situationen zu kurz. Ich habe mein Bedauern und mein Unverständnis darüber, weshalb hier nicht in längeres Glas auf ähnlichem NIveau weiter investiert wurde, schon oft ausgedrückt. Ich gehe davon aus, dass für Fujifilm hier auch wirtschaftliche Gründe dagegen sprechen werden, denn sind wir ehrlich: Tier- & Actionfotografen dürften eine winzig kleine Zielgruppe sein. Der Fakt, dass der X-Mount bis dato nicht für Drittanbieter wie Sigma (…welche ein 500mm f/4.0 im Lineup hätten…) geöffnet ist, nimmt einem auch sämtliche Alternativen (…und nein, Adapter-Lösungen sind in dem Bereich keine Alternativen!).

Die Fujifilm X-T3, wie auch die X-H1, waren bei ihrer Markteinführung richtige kleine Speedmaschinen, mit schneller Serienbildrate und gutem Autofokus – gemessen an der damals noch überschaubaren Konkurenz an Spiegellosen. In der Zwischenzeit hat sich aber einiges getan und vorallem Sony und Canon haben nicht nur aufgeholt, sondern rechts überholt! Als ich zum ersten Mal sah, wie gut der Tieraugen-Autofokus der Canon R5 funktionierte, war ich einfach wirklich nur noch baff. Und wenn dann nach ein, zwei frustrierenden Shootings von spielenden Jungfüchsen im Wald oder fliegenden Vögel in Island der Autofokus der X-T3 einfach wiedermal mehrheitlich nicht greifft, kann ich irgendwann der Versuchung nicht mehr widerstehen…

Und so kam es dann halt, dass ich nach einigem “Liebäugeln” plötzlich ein gutes Angebot für eben diese Canon R5 bekam und zugeschlagen habe. Ich werde vorerst mit dem 100-500mm arbeiten, langfristig will ich aber auf das RF 400mm f/2.8 sparen. Die X-T3 wird folglich von meiner Wildlife-Kamera zur “Backup”-Kamera degradiert, was nicht so negativ gemeint ist, wie es vielleicht klingt: ich schätze es nach wie vor sehr, auf einer längeren Tour oder auf Reisen ein kompaktes System mit guter Bildqualität zu haben! Wahrscheinlich werde ich mich aber von einigen Objektiven trennen müssen, auch wenn mir das bei manchen – allen voran dem 200mm f/2.0 – schwer fallen wird. Hätte ich unbegrenzte finanzielle Mittel, würde ich am liebsten mit drei Systemen weiter arbeiten: der GFX für das Maximum in der Landschaftsfotografie, der Canon R5 für Wildlife und dem X-System als kompaktes und leichtes Backup. Aber mit der R5 habe ich nun eine “Allrounderin”, die in allen Bereichen gut mithalten kann. Es werden schlussendlich wirtschaftliche Entscheide sein, welches Glas & Zubehör ich dazukaufen werden und ob / was ich im Gegenzug verkaufen werde. Darüber werde ich mich die nächsten Wochen und Monate noch den Kopf zerbrechen können /müssen.

So, das war jetzt etwas viel Text. Ich hoffe jedoch, es ist einigermassen verständlich und nachvollziehbar. Falls trotzdem noch Fragen offen geblieben sind, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!

9 Kommentare

  1. 28. August 2021
    Antworten

    Ich kann die Entscheidung nachvollziehen. Als Wildlifefotograf ist man bei Canon oder Sony sicher am besten aufgehoben…

    • 28. August 2021
      Antworten

      Danke Simon! Ja, ich denke auch, dass die beiden von dir genannten Marken momentan die attraktivsten Systeme für Tierfotografie im Angebot haben. Da ich mit Sony nie so recht warm wurde und Canon halt von früher her kenne/kannte, war für mich der Entscheid einfach 🙂

    • 28. August 2021
      Antworten

      Oh ja, darauf freue ich mich auch! 🙂

  2. 29. August 2021
    Antworten

    Du sprichst mir aus dem Herzen Mel. Ich sehe das genau gleich wie du! Vielen Dank für deine Offenheit und diesen Beitrag.

    • 31. August 2021
      Antworten

      Gerne 🙂 Gibts bei dir in dem Fall auch bald etwas Neues?

  3. Andreas Pauli
    22. September 2021
    Antworten

    Hallo Mel,
    Ich kann das gut nachvollziehen und habe den Eintrag genossen.
    Auch ich hatte mich lange und intensiv mit einem Umstieg auf ein Spiegelloses System beschäftigt.
    Habe mich aber schlussendlich dagegen entschieden. Ich hätte mir fast alles neu kaufen müssen, bis auf meine Filtersysteme.
    So habe ich dies verschoben, bis meine Pentax K-1 Mark II den Geist aufgibt, was ja noch eine Zeit dauern kann und vielleicht entscheidet sich ja Pentax noch dazu auch eine Spiegellose Kamera zu entwickeln und auf den Markt zu bringen 😉
    LG Andi

  4. Uwe Hofacker
    6. August 2022
    Antworten

    Hallo Mel,
    ich habe erst so nebenbei diesen Blog über deinen Systemwechsel gelesen. Gesehen habe ich es eigentlich schon früher. Die Aufnahmen die du bei Instagram teilst sind oftmals sehr beeindruckend. Du hast in meinen Augen eine ganz hervorragende Entwicklung als Fotografin durchgemacht. Die Qualität deiner Aufnahmen wird immer noch besser. Das liegt natürlich nicht an der genutzten Kamera, sondern an deinen fotografischen Fähigkeiten. Aber wenn einem das Gerät intuitiv entgegenkommt, unterstützt das gute Ergebnisse. Danke das du deine Tiefblicke mit uns teilst.
    Uwe Hofacker

    • 6. August 2022
      Antworten

      Vielen lieben Dank Uwe, das freut mich sehr zu lesen 🙂 Wünsche dir ein ganz schönes Wochenende! Liebe Grüsse aus der Schweiz, Mel

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