Im Reich des Polarfuchses

Seit Jahren steht bei mir in Sachen Wildlife-Fotografie eine Art ganz zu oberst auf der Wunschliste: der Polarfuchs! Eigentlich wollte ich deswegen schon letztes Jahr in die abgelgenen Westfjorde Islands reisen, doch das Ganze fiel aus bekannten Gründen ins Wasser. Dass es nun dieses Jahr doch noch geklappt hat, erfüllt mich mit grosser Freude!

Wir schleichen schon fast resigniert um die kleinen Bäumchen, nach dem wir abermals erfolglos den Strand gecheckt haben. Bei Ebbe wären die Chancen, hier einem Polarfuchs auf Nahrungssuche über den Weg zu laufen, besonders gut. Aber eben – auch dieses mal leider nichts. Und uns knurrt auch langsam der Magen, weshalb wir uns auf den Rückweg zu unserer einfachen, aber charmanten Unterkunft machen.

Auf einmal hören wir ein seltsames Geräusch. Eine Art bellen. Mich erinnert es an unsere Rotfüchse und ich behaupte sofort: “das ist ein Fuchs!”. Genau genommen sogar zwei, die auf diese Weise über weite Distanz zusammen kommunizieren. Der eine klingt ziemlich nah und wir folgen dem Gebelle, bis wir uns hüfthoch in einer Blumenwiese wieder finden. So schön der Bergfühling aktuell hier auch ist, aber wie sollen wir so einen Fuchs finden, der – im Gegensatz zum Rotfuchs- nicht viel grösser als eine Hauskatze ist? Ich kann den Gedanken kaum zu Ende denken, da huscht er an uns vorbei! Ich sehe nur den buschigen, hellen Schwanz, schleiche auf gut Glück in die Richtung, in der er verschwand. Und tatsächlich: Sekunden später stehe ich ihm gegenüber:

Wir befinden uns seit drei Tagen im Hornstrandir Nationalpark, ganz im Nordwesten Islands. Es ist das einzige Schutzgebiet, in welchem Polarfüchse nicht bejagt werden und gleichzeitig ideale Lebensbedingungen und Nahrungsgrundlagen vorfinden. Wer also den langen Weg auf sich nimmt, hat hier verhältnismässig gute Chancen, dem einzigen nativen Säugetier Islands über den Weg zu laufen. Wobei, Wege gibt es hier eigentlich keine. Das Gelände ist anspruchsvoll und vorankommen mühsam, insbesondere mit schwerer Fotoausrüstung. Aber: es ist wunderschön! Unberührte Landschaften aus Moos, Gräsern, Fels & Stein wechseln sich mit Blumenwiesen, Restschneefelder, Bächen und Wasserfällen. Botaniker kommen ebenso auf ihre Kosten, wie Ornithologen.

Ich will versuchen, einen aktiven Fuchsbau zu finden. Dies würde die Chance auf gute Fotos sehr erhöhen und natürlich sind Jungfüchse einfach etwas vom herzigsten überhaupt. So laufe ich kilometerweise die Küste auf und ab und kann tatsächlich auch einige Bauten finden, jedoch allesamt unbewohnt. Aus späteren Gesprächen mit Guides, die regelmässig hier sind, vermute ich, dass es dieses (und wohl eben auch letztes) Jahr zu keiner Familiengründung kam und aktuell “nur” Einzelfüchse das Revier frequentieren. Mindestens zwei verschiedene Tiere, vermutlich jüngere Rüden, habe ich gesehen (und gehört).

Eine der erfolgsversprechendsten Taktiken ist, bei Ebbe die Strandabschnitte abzusuchen. Sie bilden für die hiesigen Füchse die Hauptnahrungsquelle, wird doch so einiges Fressbares angewschwemmt. Und tatsächlich erwische ich den Fuchs zweimal am Strand – beide Male jedoch aus recht grosser Distanz und bei unvorteilhaftem Licht.

Die schönste und intimste Begegnung ereignet sich unverhofft wenige Meter neben unserer Unterkunft. Es ist ziemlich sicher der selbe Fuchs, welchem wir zuvor in der Blumenwiese bereits begegnet sind. Ob ihn der Hunger oder die Neugierde so nah zu uns lockte, weiss ich nicht. Jedenfalls blieb er für einige Minuten in unserer Nähe und erlaubte mir die nachfolgenden Aufnahmen.

Es ist ein “Blue Morph”, also eine blaue Farbvariante, welche in Tat und Wahrheit aber eher schwarz-braun ist. In Island ist dies die vorherrschende Farbvariante. Das Fell bleibt auch im Winter bräunlich, wird jedoch deutlich buschiger und einen Tick heller, was man bei diesem Exemplar sehr gut noch am Schwanz erkennen kann. Weltweit ist der “White Morph” stärker verbreitet, in Island ist er jedoch selten. Dessen Fell ist im Winter schneeweiss, im Sommer silber-grau. Leider habe ich dieses Mal kein solches Exemplar gesehen. Den spare ich mir für den Winter auf 😉

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