Diesen Frühling wollte ich unbedingt wieder einmal Jungfüchse fotografieren. Nachdem ich an meinem früheren Wohnort regelrecht verwöhnt war und quasi ums Haus einen Bau hatte, folgten ein paar Jahre, in denen ich erfolglos war. Damit es dieses Mal klappt, habe ich schon sehr früh mit den Vorbereitungen begonnen.
Und zwar bereits im Winter! Der war bei uns äusserst schneereich, auch bis in tiefere Lagen. So habe ich im Februar und März viel Zeit im Wald verbracht, denn nie ist es einfacher, Fährten zu finden als im Neuschnee. Nach ein paar Irrläufen und heissen Tipps hatte ich dann ein vielversprechendes Höhlensystem gefunden und stand vor der nächsten Herausforderung: es war riesig, mit zahlreichen Ein- und Ausgängen. Ich beschloss, diese systematisch mithilfe der Wildkamera zu überwachen. Bereits nach wenigen Tagen konnte ich auf diese Weise nächtliche Aktivität von Dachs und Fuchs nachweisen (sowie natürlich zahlreiche Rehe und Vögel, aber diese Bilder erspare ich euch):
Bis ich jedoch die einzelnen Reviere auseinander halten und die jeweiligen “Haupteingänge” bestimmen konnte, sollten noch einige Tage vergehen. Auf die richtige Spur brachte mich ein grösserer Riss, resp. die Überreste eines Vogels, den ich bei einem Kontrollgang entdeckte. Das sah mir sehr stark nach Fuchs aus und sofort habe ich die Wildkamera vor die Höhleneingänge daneben positioniert. Tags darauf steiss ich auf dieses Video, bei dem ich laut lachen musste – einerseits, weil ich es so lustig fand und andererseits aus purer Freude, dass ich tatsächlich Jungfüchse in “meinem” Wald gefunden habe!
Über die nächsten Tage und Wochen hatte ich dann zahlreiche Aufnahmen beisammen, die ich versuchte auszuwerten. Mir ging es dabei vorallem darum, Muster und Regelmässigkeiten zu finden, wann die Welpen alleine vor dem Bau sind. Ich wollte es tunlichst vermeiden, bei einem Ansitz der Fähe zu begenen. Im Gegensatz zu den neugierigen Jungtieren sind Altfüchse in der Regel nämlich äusserst vorsichtig und nehmen schonmal Reissaus, wenn sie sich zu sehr gestört fühlen. Jede Fuchsfamilie hat in etwa drei Bauten. Manchmal ziehen sie auch ohne ersichtlichen Grund um, vielleicht weil der eine Bau eher als Kinderstube dient und der andere als Teenie-WG. Oftmals werden sie aber durch Störung von uns Menschen dazu gezwungen, was dann für die Tiere immer unnötigen Stress bedeutet.
Zu meinem Pech schien ich es hier mit einer äusserst vorsichtigen Familie zu tun zu haben, denn meine Auswertungen zeigten, dass sich die Jungtiere zwar ab und zu Nachts alleine aus dem Bau trauten, kaum aber tagsüber. Da kamen sie nur raus, wenn eines der erwachsenen Tiere (idealerweise mit Futter) vorbei kam. Praktischerweise war die Fähe sehr gut vom Vater zu unterscheiden, da sie ein “Stummelschwänzchen” hat und mehrmals beim Säugen der Kleinen zu sehen ist. Vor wenigen Wochen stellte ich aber mit erstaunen fest, dass scheinbar eine zweite Fähe zu diesem Familienclan gehört, denn plötzlich säugten die Kleinen auch bei einer Füchsin mit einem schönen buschigen Schwanz. Ebenfalls hatte ich auf einem Video zwei erwachsene Füchse mit buschigen Schwänzen beim interagieren erwischt. Es sind also mindestens drei Altfüchse und mindestens sechs Jungfüchse dort – wahrscheinlich handelt es sich also um zwei Würfe, resp. zwei Familien, die dort in einer Fuchs-WG zusammen leben.
Während ich auf der Wildkamera wirklich tolle Szenen einfagen konnte, war es fotografisch sehr schwierig, da der Bau total im Dickicht liegt. Der einzige “erfolgreiche” Ansitz habe ich mit dem Tarnzelt gemacht, aber so richtig wohl war mir dabei nicht. Ich war gefühlt zu nah dran. Fotografisch, aber auch für die Füchse – denn, obschon ich es eigentlich vermeiden wollte – kam genau dann einer der Altfüchse vorbei. Sie hat immer wieder verdächtig in meine Richtung geschaut und auch wenn sie mich vielleicht nicht als Mensch erkannt hatte, so schien sie zu merken, dass etwas nicht “stimmte”. Ich beschloss deshalb, lieber abzuwarten, bis die Kleinen etwas älter werden und ihren Aktionsradius vergrössern, in der Hoffnung, dass sie sich etwas aus dem schützenden Dickicht wagen.
Während der ganzen Zeit stand ich mit ein paar befreundeten Fotografen, die sich ebenfalls mit Füchsen beschäftigen, in regelmässigen Austausch und durfte zum Teil auch mit ihnen zusammen und/oder in ihrem Revier fotografien. Spezieller Dank geht hierbei an Martin Mägli, Reinhard Strickler und Holger Herbst. Die Resultate gibts in diesem Bolgbeitrag.
Da ich dieses Jahr somit die Möglichkeit hatte, an verschiedenen Bauten zu fotografieren, bietet es sich an, hier auch noch kurz etwas über verschiedenen Arten von Tarnung zu schreiben:
Tarnzelt
Bietet den besten Sichtschutz und (bei Fuchs nicht zu unterschätzen!) meist auch einen Geruchschutz (sofern innwandig abgedichtet). Ist zudem für längere Ansitze wohl die bequemste Option, da man auf einem kleinen Campingstuhl sitzen kann und verhältnismässig viel Bewegungsfreiheit hat. Braucht jedoch Platz und einigermassen flaches Gelände. Was mich am meisten stört, ist die Einschränkung beim Fotografieren, da man auf ein “Guckloch” fixiert ist und zudem vom Stativ aus fotografieren muss, was ich generell nicht so gerne tu.
Tarnnetze / Tarnüberwürfe
In der Regel meine erste Wahl, da am flexibelsten. Kann jedoch bei “scheuen” Tieren schwierig sein, da diese Bewegungen registrieren können. Und nach stundenlangem auf-dem-Waldboden-liegen-oder-sitzen lassen sich kleinere Bewegungen kaum mehr vermeiden… Je nach Material können die Netze auch rascheln, was gerade bei Fuchs suboptimal ist. Ich achte deshalb beim (Neu-)Kauf nicht nur auf Farbe und Beschaffenheit, sondern auch auf (möglichst) geräuscharmes Material. Wenn ich sie liegend einsezte, nehme ich zudem gerne eine alte Yogamatte als Unterlage dazu.
Tarnanzüge
Nutze ich primär zum Pirschen (…und hoffe, dass mich dabei nicht nur Tiere nicht sehen, sondern auch keine Menschen…) oder in Kombination mit Tarnnetzen. Ich habe ein günstiges und leichtes Modell, das ich eigentlich immer in meinem Rucksack dabei habe und bei Bedarf rasch über die normale Kleidung anziehen kann. Was man nicht vergessen sollte, sind Gesichtsmaske und Handschuhe! Die weissen Hautflächen fallen ansonsten exterm auf. Auch Neopren-Überzüge für Teleobjektive von Canon, Sony, Fuji etc. empfehlen sich – mir ist immernoch ein Rätsel, wer auf die Idee kam, diese ausgerechnet weiss zu färben…
Ohne Tarnung
Es gibt durchaus auch sehr tolerante Tiere, wo eine Tarnung kaum nötig ist. An meinem ehemaligen Wohnort war dies der Fall und auch dieses Jahr war ich an einem Bau, wo die Tarnung grösstenteils aus dem hohen Gras der Wiese bestand. Es empfiehlt sich aber auch da, zumindest auf naturfarbige Kleider zurück zu greifen (unbedingt langarmig/-beinig, denkt an die Zecken!) und sich vielleicht nicht nur wegen den Tieren sondern auch wegen möglichen Passanten etwas zu verstecken / tarnen. Denn wer zu offensichtlich in einer Wiese sitzt, risikiert, dass plötzlich Spaziergänger neben einem stehen und fragen “was gibts da zu sehen?”. Dass man sich bei einem Ansitz (akustisch) ruhig verhalten sollte, ist glaub ich selbstverständlich. Ebenso – ich erwähne es jetzt trotzdem – dass man wilde Tiere nie anlocken oder anfüttern sollte und sich stets defensiv verhalten sollte. Da sprechen wir zu Beginn von einem Abstand von 15-20m, den man vielleicht nach mehreren Tagen etwas reduzieren kann. Erfahrungsgemäss kommen die Wuchswelpen aber sowieso aus Neugierde proaktiv auf einem zu, sobald sie Vertrauen gefasst haben und das ist ja eigentlich sowieso das schönste, was uns Naturfotografen passieren kann 🙂
Sehr sehr interessant. Vielen Dank Mel für all die Infos. Bin auch schon länger am Suchen, habe aber bisher ausser Reh, Dachs und Katze () leider keinen einzigen Fuchs auf der Fotofallenkamera. Aber wie heisst es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt.
LG
Markus
Toller und informativer Bericht. Super Bilder, danke Mel
Richtig guter Blogbeitrag, mit vielen wertvollen Tipps und wichtigen Hinweisen!
Vielen lieben Dank! 🙂