In den unendlichen Weiten des Internets finden sich zahlreiche Reisebericht über den Kungsleden. Statt hier einen weiteren solchen zu publizieren, will ich es einmal mit einem Kungsleden-ABC probieren. Gespickt mit allerhand mehr oder weniger nützlicher Informationen und Tipps.
A wie Abisko
Das Ziel unseres Trekkings. Der gesamte Kungsleden, bestehend aus einem nördlichen und einem südlichen Teil, ist fast 800 Kilometer lang. Dass man sich bei einem Zeitbudget von etwa zehn Tagen auf einen Streckenabschnitt beschränken muss, ergibt sich von alleine. Nach intensiver Recherche haben wir uns für die nördlichsten Etappen zwischen Nikkaluokta und Abisko entschieden – jene Strecke, auf der auch der jährliche Grossevent «Fjällräven Classic» stattfindet. Für uns hatte dies vorallem den Vorteil, dass wir dank den alle 10 – 20 km vorhandenen Hütten (Stuga) keine Campingausrüstung mitschleppen mussten. Allerdings gilt es auch zu erwähnen, dass dies die mit Abstand häufigst begangene Teilstrecke ist. Für Schweizer Verhältnisse waren wir aber immernoch recht einsam unterwegs.
B wie Bastu
Ein Besuch in der Sauna (schwedisch Bastu) ist nicht nur sehr entspannend, sondern dient auf einer langen Wanderung auch als die etwas angenehmere, weil wärmere, Waschvariante als der Bergsee oder -bach. Besonders schöne Bastur gibt es in Alesjaure und in Abiskojaure. Bei letzterer waren wir sogar mutig genug, uns im etwa 7°C «warmen» See abzukühlen!
C wie Camping
Wer während seines Trekkings nicht in den STF-Hütten übernachten möchte, findet wunderschöne Zeltplätze, wo immer es ihm gefällt. In Schweden gilt nämlich das Allemannsrätten, welches unter anderem das Zelten in der freien Natur erlaubt. Etwas eingeschränkter sieht das innerhalb des Abisko Nationalparkes aus, den man die beiden letzten Etappen durchwandert: hier darf nur auf definierten Campingplätzen das Zelt aufgeschlagen werden. Wer in der Nähe einer Stuga zeltet, darf gegen eine kleine Gebühr deren Einrichtungen (Küche, Toilette, Sauna etc.) benützen.
D wie Dänen
Neben Schweden haben wir unterwegs vorallem Wanderer aus Dänemark angetroffen. Besonders in Erinnerung bleiben wird uns jener kauzige Geselle, den wir bei der Tjäktja-Hütte angetroffen haben: Wir sehen ihn bereits vom Fenster aus, wie er völlig entkräftet mit allerhand Gerümpel in der Hand auf die Hütte zu torkelt. Wir gehen ihm entgegen, helfen tragen, versuchen uns zu verständigen und es stellt sich heraus, dass er seit 6 (!) Tagen mit viel zu vielem und zu schwerem Gepäck unterwegs ist. Und zwar so, dass er den ganzen Plunder gar nicht alles auf einmal tragen kann und deshalb die Strecke dreifach (!!!) laufen muss: ein paar Meter mit dem Rucksack, diesen abstellen, zurück und den Rest (Schlafmatte, Zelt, Fotoausrüstung, etc.) holen und das ganze wieder von vorne. Ich kann es kaum glauben! Zusammen mit dem Stugvärd packen wir seinen Rucksack aus und um und ich hoffe, dass er seinen Weiterweg anschliessend noch einigermassen gut hinbekommen hat.
E wie Essen
Auf mehrtätigen Trekkings ist das Thema Essen nicht unwesentlich. Nahrungsmittel brauchen viel Platz und Gewicht im Rucksack, dennoch muss man dem Körper Energie zuführen und möchte dies idealerweise noch etwas abwechslungsreich gestalten. Meist bleiben dann vorallem Frischprodukte wie Früchte, Gemüse oder Milchprodukte auf der Strecke. So bestand auch unsere Nahrung hauptsächlich aus Kohlenhydraten, welche sich als (Fertig-)Pasta oder Knäckebrot einfach mitnehmen lassen und rasch Energie liefern. Daneben hatten wir Suppen, Nüsse & Studentenfutter, Schokolade, Trockenfrüchte, Riegel und Anrührpulver für isotonische Getränke dabei. Um etwas weniger zu schleppen, haben wir von der Möglichkeit, bei ca. jeder zweiten Hütte Nahrungsmittel zu kaufen, profitiert. Es gilt aber zu erwähnen, dass das Angebot natürlich beschränkt ist und die Preise nicht gerade günstig ausfallen. Eines unserer durchschnittlichen Tagesmenus könnte beispielsweise so ausgesehen haben:
- Frühstück (ca. 8:30 Uhr): Instant-Kaffe oder Tee, Knäckebrot, Energieriegel
- Lunch (ca. 14:00 Uhr): Instant-Suppe, Salznüsschen oder Pommes-Chips
- Diner (ca. 19:00 Uhr): Pasta mit Käsesauce (Fertigpackung), Erbsli & Rübli (Büchse), etwas Schokolade oder Keckse
- Zwischendurch: Nüsse, Trockenfrüchte, isotonische Getränke
Verzichtet haben wir im Übrigen auf «Beutelfrass» – diese Fertig-Trekking-Nahrung, wo in einem Beutel durch die Zugabe von heissem Wasser auf wundersame Weise ganze Menus entstehen. Sicher praktisch zum mitnehmen, aber appetitlich sah das nun wirklich nicht aus. «Geschmacksache» triffts hier wohl.
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F wie Fjäll
Frei übersetzt heisst Fjäll eigentlich Gebirge und beschreibt den speziell im westlichen und nördlichen Skandinavien vorherrschenden Hochgebirgstyp. Im Gegensatz zu den schroffen Alpen trifft man hier meist auf weitläufige Hochflächen. Die Landschaft ist von Gletschern geformt und meist wellig oder hügelig. Die höchsten Gipfel reichen nur knapp über 2000 Meter, trotzdem sind viele mit Firn geschmückt. Neben unzähligen Seen gibt es – je nach Jahreszeit – auch weitläufige Sumpfgebiete. Die Vegetation besteht unter der Baumgrenze vorwiegend aus Birken, darüber aus Büschen, Gräsern, Moosen, Bergblumen und Flechten. Auch die Fauna ist vielfältig: Lemminge, Elche, Rentiere, Vielfrasse und sogar Bären und Wölfe sind hier ebenso zu Hause wie zahlreiche Vogelarten.
G wie Gewicht
Möglichst leicht zu packen ist das A und O für mehrtägige Trekkings. Da wir ohne Campingausrüstung unterwegs waren und planten, ca. alle zwei Tage Essen zuzukaufen, war mein Ziel, unter 15 kg zu kommen. Dies habe ich mit einem 50+10 Liter – Rucksack komfortabel erreicht. Ich werde jetzt hier keine komplette Packliste einstellen, da Google bereits unzählige zu Tage führt. Stattdessen möchte ich ein paar subjektive Eindrücke festhalten.
Dinge, die ich dabei hatte und sich bewährt haben:
- Gute Regenjacke und -hosen. Gore-Tex Pro Shell ist zwar nicht billig, hat sich aber bewährt.
- Seidenschlafsack. Mehr ist in den mit Decken ausgestatteten Hütten nicht nötig.
- Trekkingstöcke. Sehr nützlich beim Flussüberqueren / – waten.
- Bargeld in Landeswährung (SEK). Entgegen der Vorabinfo, dass in den Hütten das Bezahlen mit Kreditkarte möglich sei, war dem aufgrund eines Systemwechsels nicht so.
Dinge, die ich dabei hatte und nächstes Mal zu Hause lassen würde:
- Essgeschirr. Ist in den Hütten überall vorhanden.
- 1-Liter-Camelback. Eine 1/2-Liter-Flasche genügt locker, fliessendes Trinkwasser hat es im Überfluss.
- Parakito – Mückenarmband. So nutzlos, darüber lachen selbst die Mücken.
- Nicht gebraucht habe ich ausserdem eine Primaloft-Jacke sowie einen Hut mit Mückennetz. Dennoch würde ich beides wieder mitnehmen, da sehr wetterabhängig.
Dinge, die ich nicht dabei hatte und das nächste Mal mitnehmen würde:
- Salz. Die Spagetti schmecken damit einfach besser…(ok, wir haben in der Hütte glücklicherweise eine Notration gefunden, drum wars nur halb so wild).
- Leichte Hüttenfinken. Zum Beispiel diese Plüschpantoffeln, die es in Hotels manchmal gibt.
- Spiegelreflex-Kamera. Blieb gewichtstechnisch zu Hause, aber die Motive waren einfach zu schön; hat mich gewurmt…
H wie «Höchster Schwede»
Diesen Titel darf der quasi neben dem Kungsleden empor ragende Kebnekaise (2104m) tragen. Er kann in einer Tagestour bestiegen werden, Zeitbedarf über die Normalroute ab Kebnekaise Fjällstation 8 – 10 Stunden (retour), Schwierigkeitsgrad WS. Es wird – je nach alpinistischem Können und Erfahrung – empfohlen, sich einer geführten Tour anzuschliessen. Material (Pickel, Steigeisen und sogar Bergschuhe) können in der Fjällstation gemietet werden. Wir mussten aufgrund schlechter Wetterverhältnissen und eines etwas zu engen Zeitbudgets leider auf die Besteigung verzichten. Wird (hoffentlich) bei der nächsten Gelegenheit nachgeholt!
I wie Internet
Gratis Internet (W-LAN) gibt es in den grösseren Fjällstationen (Kebnekaise, Abisko). Ansonsten hat man unterwegs weder Internet- noch Handyempfang. In den Hütten gibt es Funktelefone, diese dürfen aber nur im Notfall benützt werden.
J wie Järv
Ich habe die ruhigen Stunden zwischen dem Wandern auch genutzt, um meine bescheidenen Schwedischkenntnisse etwas aufzufrischen. Jedenfalls kenne ich jetzt die meisten heimischen Tiere:
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- Järv = Vielfrass
- Varg = Wolf
- Björn = Bär
- Tjäder = Auerhuhn
- Älg = Elch
- Ren = Rentier
- Fjälllämmel = Fjälllemming, ein schwarz-gelbes, hamsterähnliches Nagetier
- Fjällräven = Trekkinghose… ernsthaft: natürlich handelt es sich dabei um den Polarfuchs, welcher sich auch hübsch fürs Logo des bekannten Outdoor-Herstellers hinkugelt.
K wie Km/h
In Sachen Wandertempo haben wir uns gelinde gesagt etwas überschätzt. Am zweiten Tag wollten wir ursprünglich gegen Mittag in Singi sein und am Nachmittag noch bis Sälka weiterziehen. Wir mussten bald merken, dass dies zu optimistisch war. Während wir zu Hause auf flachem Terrain locker fünf Kilometer pro Stunde zurücklegen, sind es hier vielleicht deren drei. Ob es an der Wegbeschaffenheit oder an den zusätzlichen Kilos am Rücken liegt – ich weiss es nicht. Aber es spielt auch keine Rolle, weil wenn man hier etwas hat, dann Zeit. Mitternachtssonne sei Dank.
L wie Lappland
Der Kungsleden liegt bekanntlich in Lappland. Dieser nördlichste Teil Skandinaviens (und Russlands) übt eine besondere Faszination auf mich aus. So war es auch nicht mein erster Besuch. Bereits anno 2004 war ich einen Monat lang per Interrail in Skandinavien unterwegs und damals bis ans Nordkap gereist. Lange in Erinnerung bleiben wird mir auch unsere Huskysafari vergangen Winter in Finnland. Für mich ist Lappland mehr als Rentiere und Nordlichter. Mich beeindruckt die Weite, die dünnbesiedelte Natur mit ihren unzähligen Schönheiten, die Lebensweise und Kultur der Sami – es ist ein bisschen, als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Oder zumindest nicht so wichtig. Ob ich selbst für immer im rauen Lappland leben könnte, weiss ich nicht. Aber ganz sicher weiss ich, dass es mich immer wieder dorthin ziehen wird!
M wie Marabou
Als Schweizerin gibt es zwei kulinarische Dinge, die man auf Reisen schnell vermisst: Käse und Schokolade. Für letzters gibt es in Schweden aber würdigen Ersatz:
N wie Nordlichter
… gibt es im Sommer (natürlich) keine. Mitunter ein Grund für eine Winterbegehung des Kungsleden! Dies wird sowohl mit Langlauf- wie auch mit Tourenskiern und sogar mit Hundeschlitten angeboten. Abisko gilt zudem als der Ort, wo statistisch angeblich die meisten Nordlichter gesichtet werden. Eigens dafür wurde auf dem Nuolja (1169m) die Aurora Sky Station eingerichtet. Wer lieber gemütlich von der warmen Stube aus das Aurora Borealis bestaunen möchte, findet auf deren Website sogar eine Livecam. Doch auch dafür muss man sich noch ein paar Monate gedulden…
O wie Organisation
Es gibt diverse Reiseveranstalter, die geführte Kungsleden-Trekkings anbieten. Wir haben dies im Vorfeld bequemlichkeitshalbers auch in Betracht gezogen, haben allerdings rasch gemerkt, dass es völlig unnötig ist, hier zusätzliches Geld zu investieren. Die Wanderungen sind technisch einfach und die Orientierung ist klar, somit ist ein Führer überflüssig. Möchte man für die Besteigung des Kebnekaise oder eines sonstigen Gipfels unterwegs einen Guide dabei haben (was sich je nach Erfahrung und alpinistischem Können durchaus empfiehlt), kann man diesen problemlos tageweise vor Ort buchen. Auch die organisatorischen Arbeiten im Vorfeld der Reise habe ich problemlos und rasch selbständig erledigt:
- Hinflug Zürich – Stockholm – Kiruna sowie Retourflug Stockholm – Zürich online bei SAS gebucht
- Nachtzug Abisko – Stockholm online bei SJ reserviert
- Kebnekaise Fjällstation und Abisko Turiststation online bei STF gebucht
- Für Stop-over in Stockholm zwei Nächte online gebucht
- Fahrpläne für Bus Kiruna – Nikkaluokta und Schiffe entlang des Kungsleden im Vorfeld konsultiert und ausgedruckt
- Etwas Bargeld gewechselt
- Karten und Bücher organisiert (eher optional / aus persönlichem Interesse)
- Tipps von Bekannten eingeholt
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P wie Plagegeister
Die lästigen Mücken, die sich weltweit oberhalb des Polarkreises besonders wohl zu fühlen scheinen, kann man beim besten Willen nicht schön reden. Sie haben im Juli Hochsaison und lauern vorallem in den sumpfigen Gebieten – in den höheren Regionen (Tjäktja) hat man weitgehend Ruhe. Wir hatten ausserdem das Glück, dass fast täglich ein Lüftchen wehte, was die Mückenschwärme merklich dezimiert. Ansonsten helfen Sprays, (lange) Kleidung und wenns ganz schlimm werden sollte, Mückennetze. Ohne ein paar Stiche als Souvenirs wird man wohl aber kaum heimreisen.
Q wie Quellwasser
Im Vorfeld habe ich zum Teil widersprüchliche Aussagen über die Notwendigkeit eines Wasserfilters oder Reinigungstabletten gelesen. Ich habe schlussendlich nichts dergleichen mitgenommen und es war die richtige Entscheidung. Frischestes Quellwasser findet sich zu Hauf und es kann bedenkenlos ohne abkochen oder filtern getrunken werden. Da es keine Alpbewirtschaftung gibt, muss man auch nicht aufpassen, ob am oberen Flussverlauf eventuell noch Kühe weiden könnten, was in den heimischen Alpen immer etwas heikel ist. Einzig eine Regel gilt sowohl hier zu Lande wie in Lappland: Aus stehenden Gewässern (kleinen Seen, Tümpeln, Sümpfe) sollte man kein Wasser trinken.
R wie Rentiere
Obwohl in den Bergen tausende von Rentieren leben, haben wir nicht ein einziges gesehen. Man erklärte uns, dass die Tiere wegen dem sehr schneearmen Winter bereits in höhere Lagen gezogen sind. Dort, wo es weniger Mücken hat, denn diese hassen sie. Man kann es ihnen nicht verübeln…
S wie STF
STF steht für Svenska Turistföreningen und ist der schwedische Wanderverein. Er unterhält unter anderem die Fjällstationen (grössere Einrichtungen im Gebirge mit Schlafhäusern, Shops, Bergführerbüros und Restaurants) sowie die einfachen Gebirgshütten (Stuga). Diese sind vergleichbar mit unseren SAC-Hütten, unterscheiden sich aber dadurch, dass man sich selbst versorgt. In der Hauptsaison sind einer oder mehrere Hüttenwarte (Stugvärd) vor Ort, teilen die Betten zu, erklären die zu erledigenden Arbeiten (Wasser holen, Dreckwasser leeren, aufräumen und putzen bei Abreise) und stehen mit Rat und Tat zur Verfügung. Mancherorts kann man in der Butik (Shop) das Nötigste an Essen und Gebrauchsgegenständen kaufen oder in der Bastu (Sauna) entspannen. Eingerichtet sind sämtliche Hütten hervorragend: es finden sich Gaskocher, Geschirr und Küchenutensilien, Ess- und Aufenthaltsecken, Trocknungsräume, Schwedenofen und Schlafsääle mit Kajütenbetten und nordischen Duvets. Eine STF-Mitgliedschaft kostet ca. CHF 42.- und lohnt sich ab vier Übernachtungen. Website (teilweise in deutsch verfügbar): www.svenskaturistforeningen.se
T wie Tjäktja
Der Tjäktja-Pass bildet mit 1150 MüM den höchsten Punkt des Kungsleden. Zuvor erwartet einem der mit 300 Höhenmeter einzige nenneswerte Aufstieg des ansonsten eher flachen Pfades. Die Landschaft um den Pass ist eher karg und von grösseren Stein- und Felsblöcken geprägt. Die optimale Wegfindung ist einem selbst überlassen – zur Orientierung helfen Steinmännchen. Die toll gelegene Tjäktja-Stuga ist ein besonderes Bijou. Man erreicht sie über eine Hängebrücke, unter der ein wilder Bach tosend einen Wasserfall hinab donnert. Anschliessend heisst einem der Stugvärd (Hüttenwart) in seinem kleinen Reich herzlich willkommen. Man fühlt sich auf Anhieb wohl hier. Die Innendekoration besticht durch viel Liebe zum Detail – sogar die WCs sind mit Fotos und Fjällblumen geschmückt! Diese Stuga zu überspringen wäre wirklich schade, auch wenn es sich streckentechnisch anbietet.
U wie Unfälle
Mehr als einmal habe ich mich gefragt, wie man auf dem Kungsleden wohl aus einer brenzligen Situation heraus kommen würde. Die Krux ist nämlich, dass man auf der gesamten Strecke kein Handyempfang hat, um Hilfe anzufordern. Bei einer Hütte haben wir einen Mann angetroffen, der mit einem gebrochenen Arm per Helikopter aus dem Fjäll rausgeflogen wurde. Nun gut, er hatte sicherlich Schmerzen, konnte aber mit seiner Verletzung noch mehr oder weniger problemlos bis zur nächsten Hütte laufen. Was aber, wenn man sich nun den Fuss verknakst? Das Risiko besteht nämlich auf der steinigen Strecke und insbesondere bei Nässe auch auf den Holzstegen durchaus. Ich bin zu keiner schlüssigeren Lösung gekommen, als dass der Verletzte wohl einige Stunden ausharren müsste, während der Kollege zur nächsten Hütte eilt, wo sich Nottelefone befinden. Noch ungemütlicher würde es für den Sologänger aussehen, der zuerst einmal warten müsste, bis ihn überhaupt andere Menschen kreuzen… In dem Sinne wünsche ich allen sichere Touren, gebt Acht!
V wie Vorsaison
Dass wir in den ersten beiden Juli-Wochen unterwegs waren, ist eigentlich Zufall. Jedoch erwies sich dies als ideale Reisezeit: es waren die letzten Wochen vor der Hauptsaison. Das bedeutet neben weniger Menschen auch billigere Übernachtungstarife (zwischen SEK 295.- und 330.-, was in etwa CHF 45.- entspricht). Ebenfalls hatten wir das Glück, dass dank des lauen Winters der Tjäktja-Pass bereits völlig schneefrei war (dies kann aber Anfangs Juli auch durchaus anders aussehen) und auch die Mückenplage erwies sich – dank des meist wehenden Lüftchens – als einigermassen erträglich.
W wie Wetter
Das Wetter ist in Lappland extrem wechselhaft. Wir hatten von sinntflutartigem Regen über Sturmwind bis zu strahlendem Sonnenschein alles – innerhalb einer Stunde! Man ist also gut beraten, die Regensachen stets griffbereit zu haben. In Sachen Temperaturen sollte man sich im Schnitt auf etwa 20 Grad einstellen, jedoch sind starke Schwankungen nach unten und oben stets möglich. Besonders in der Nacht kühlt es doch merklich ab – so zeigte das Termometer bei der Tjäktja Stuga morgens frische 6 Grad an. In Sachen Zuverlässigkeit der Wetterprognose gilt hier das Moto: wenn du wissen willst, wie das Wetter heute Mittag aussieht, dann warte bis heute Mittag.
X wie X
Ein rotes X trifft man auf dem Kungsleden des Öfteren an. Es handelt sich um die Wegmarkierungen für den Winter.
Y wie Yay, geschafft!
«Yay, geschafft!» in zweierlei Hinsicht: einerseits war dies unser Gefühl, als wir nach sieben Tagen in der Wildnis Abisko erreichten. Bei all der Schönheit und der Erlebnisse, die wir keinesfalls missen möchten, ist ein solch mehrtägiges Trekkingabenteuer auch anstrengend; sowohl körperlich wie auch im Kopf. Besonders die letzte Etappe, kurz vor dem Ziel und im Wissen, dass dort ein Salatbuffet (frischer, grüner, knackiger Salat!) wartet, zieht sich hin. Sämtliche Anstrengungen und «Wehwehchen» (die ein oder andere Blase hat sich mittlerweile schon gebildet und einige Muskeln zwicken etwas) sind aber sofort verflogen ob der Freude über das Geleistete. Und ein zweites «Yay, geschafft!» verleihe ich diesem Blogeintrag, weil es mir doch tatsächlich gelungen ist, zu jedem Buchstaben – inklusive Y 😉 – ein paar Worte zu finden.
Z wie zukünftige Abenteuer
Wie befürchtet, hat mich das mehrtägige Trekken durch die Natur ziemlich gepackt und ich denke schon über zukünftige Routen nach. Neben einigen Strecken in Lappland (Nordkalottleden, Karhunkierros, weitere Kungsleden-Teilstrecken) würden mich auch El Camino (Spanien), die technisch anspruchsvollen GR20 (Korsika) und Via Alta della Verzasca (Schweiz/Tessin) reizen. Wenn alles klappt, geht es zuvor aber auf einen für mich völlig neuen Kontinenten (mehr dazu, sobald es spruchreif ist) und dann steht der Laugavegur in Island ganz zuoberst auf der Fernwander-Wunschliste!
Links:
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Sehr cool, diese Zusammenstellung!
Ein informativer Artikel – vielen Dank dafür, echt cool – das wird auch meine neue Wanderstrecke werden.
Mein Plan für dieses Jahr steht fest, es wird der Kungsleden sein. Da bin ich auf diesen Beitrag gestossen – einige gute Infos, und auch sonst toll beschreiben!
Hallo Kat
Danke für den Besuch und den netten Kommentar! Wünsche dir ganz viel Spass und tolle Erlebnisse auf dem Kungsleden. Liebe Grüsse, Mel