“Was für ein hübscher Schmetterling!” denke ich, als ich mit der rechten Hand einen Griff suche. Huch, das ist ja gar kein Schmetterling, merke ich kurz danach. Das kleine, flinke Etwas, das nur wenige Zentimeter neben meinem Gesicht den Fels hoch huscht, ist tatächlich – ein Vogel! Und was für ein wunderschöner! Ich kann ihn noch eine zeitlang beobachten, bevor er davon flattert und ich weiter klettere…
Seit dieser Begegnung vor einigen Jahren im Kandertal träume ich davon, den Mauerläufer – oder Ticho, wie ich ihn abgeleitet von seinem lateinischen Namen (Tichodroma muraria) gerne nenne – fotografisch fest zu halten. Eine Zufallsbegegnung im Berner Oberland letzten Sommer hat dann das Feuer in mir so richtig entfacht. Damals war ich etwas überrumpelt und obwohl sich der Vogel kurzzeitig sehr nahe zu mir ran traute, gelang mir leider kein brauchbares Foto.
Ich musste mich also bis in den Winter gedulden, um dieses “Projekt” etwas gezielter angehen zu können. Wenn in den Bergen nämlich Schnee liegt, begeben sich die Tichos in tiefere Lagen, denn nur dort finden sie noch genügend Futter in From von Insekten und Spinnentierchen. Die holen sie mit ihrem langen Schnabel aus Felsritzen und dabei wandern sie mitunter senkrecht auf und ab. In dieser felsigen Umgebung perfekt getrarnt, sind die etwa mausgrossen Vögel eigentlich nur sichtbar, wenn sie ihre Flügel öffenen und das wunderbare Rot zum Vorschein kommt.
Es gibt unter Fotografen und Ornithologen ein paar bekannte “Überwinterungsgebiete” von Mauerläufern. Ich habe aber rasch gemerkt, dass ich an diesen Orten meine Wunschfotos nicht umsetzten kann, weil ich einfach viel zu weit weg vom Geschehen war. So habe ich viel Zeit investiert, neue Orte zu finden und zu besuchen (…die meisten davon natürlich vergeblich…). Schlussendlich wurde ich aber im Berner Oberland fündig und durfte den Ticho mehrmals beobachten und fotografieren. Ich hoffe, ihr habt an den folgenden Bildern genau so viel Freude wie ich selbst 🙂
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