Kobolde im Winterwald

Ich stapfe durch den verschneiten Winterwald, der Schnee knirscht unter meinen Sohlen. Wie ich dieses Geräusch liebe! Einzelne Schneeflocken fallen zaghaft vom Himmel, in der Ferne krächzt ein Tannenhäher. Plötzlich huscht etwas an mir vorbei – ein Eichhörnchen! Das erste heute. Ich packe meine Kamera aus, setzte mich in den Schnee und warte…

Bergwälder, wie man sie ab einer Höhe von etwa 1300 MüM bis zur Baumgrenze findet, gehören zu meinen liebsten Landschaften. Im rauen Gebirgsklima wachsen vorwiegend Nadelbäume wie Fichten, Wald- und Bergföhren, Lärchen und Arven. Sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren, wie man besonders im Winter an den vielen Trittsiegeln und Spuren im Schnee feststellen kann. In diesem Blogbeitrag widme ich mich einigen Bewohnern dieses Habitates.

Wie war das nochmals mit dem Winterschlaf?

Entgegen dem weitverbreiteten Volksglauben halten Europäische Eichhörnchen keinen echten Winterschlaf, sondern lediglich eine sogenannte Winterruhe. Während dieser Zeit fährt das Nagetier seine Aktivitäten zurück und bleibt vermehrt in seinem Kobel. Jedoch verlässt es diesen auch bei Schnee und kalten Temperaturen regelmässig, um sich mit Nahrung zu versorgen. Es ist aber alles andere als sicher, dass die Eichhörnchen ihre im Herbst vergrabenen Nüsschen wieder finden. Sie merken sich den Ort ihres Futterdepots nämlich nicht genau – ganz zur Freude von Mäusen und Vögeln wie Tannenhäher oder Krähen, die sich dann am gedeckten Buffet bedienen können. Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen dient auch dem Wald: Aus vielen unentdeckten Vorräten entwickeln sich irgendwann neue Jungbäume.

Natürliche Gärtner

Auch der Tannenhäher hat in der Pflege und Nachzucht des Gebirgswaldes eine zentrale Rolle. Seine Lieblingsspeise sind Arvennüsschen, die er als Futterdepots versteckt. Dank seines phänomenales Gedächtnisses findet er – im Gegensatz zum Eichhörnchen – seine Verstecke im Winter problemlos wieder und kann sich sogar durch meterhohen Schnee zu seinen Nüsschen durchgraben. Trotzdem kommt es vor, dass einige Samen und Nüsse nicht abgeholt werden, beispielsweise, wenn die Schneedecke dann doch zu hoch ist oder er schlicht nicht so viele Vorräte benötigt, wie er angehäuft hat. Besonders in Wäldern, wo wir Menschen auch Winterfütterungen anbieten, geht er den Weg des geringsten Widerstandes. Die schlauen Rabenvögel verlieren an solchen Orten auch weitestgehend ihre natürliche Scheue und lassen sich schön fotografieren.

Tannen- oder Alpenmeisen?

Mit der Tierfotografie ist bei mir vor einiger Zeit auch das Interesse an der Ornithologie gewachsen. Einerseits gehört die Vogelfotografie zu der wohl herausfordernsten überhaupt und andererseits ist die Artenvielfalt einfach genial: egal, ob im eigenen Garten, in der Stadt oder im Hochgebirge – Vögel kann man überall antreffen! So richtig sattelfest fühle ich mich auf dem Gebiet aber noch lange nicht. Bei den Meisen kann ich zum Beispiel gerade mal die mit der Haube und die mit dem Bart mit Sicherheit bestimmen (..und letztere ist noch nicht mal eine “echte” Meise). Wenn ich nicht gerade mit einem vogelkundigen Begleiter unterwegs bin, versuche ich die fotografierten Arten meist im Nachhinein mit Hilfe von Webseiten oder Apps zu bestimmen. So weiss ich dann, dass ich im Winterwald nicht nur Tannenmeise sondern auch Alpenmeisen fotografiert habe. Letztere wiederum sind eingentlich Mönchsmeisen und lassen sich nur dem Gesang nach von den Weidenmeisen abgrenzen. Ganz schön verwirrend, oder?

Ich hoffe, euch hat dieser kurze Ausflug in den verschneiten Bergwald gefallen. Die Aufnahmen sind an verschiedenen Orten im Kanton Graubünden entstanden. Benutzt habe ich dafür die Fujifilm X-T3 mit dem XF 200mm f/2.0, teilweise mit 1.4 Konverter. Sämtliche Aufnahmen sind freihand und ohne Tarnung/Versteck entstanden. Viel Spass beim Betrachten.

2 Kommentare

  1. 5. Februar 2021
    Antworten

    Hallo Mel, wunderschöner Ausflug in den Wald und die Welt der Ornithologie. Auch wenn du mir so wieder aufzeigst: Man kann auch im Winter vieles fotografieren. 🙂 Danke und Gruss Oliver

    • 5. Februar 2021
      Antworten

      Vielen Dank für deinen Besuch Oliver!
      Ja, ich mag insbesondere Tierfotografie im Winter sehr 🙂

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