Review Fujifilm X-T4

Ich durfte über Ostern die bald erscheinende Fujifilm X-T4 testen. Ich war sehr gespannt, wie sich die Kamera in der Praxis schlägt – klingt sie doch “auf dem Papier” sehr vielversprechend und bringt spannende Neuerungen mit. Mein Fokus lag wie immer auf der Wildlife- und Landschaftsfotografie. Gerne erzähle euch hier von meinen Erfahrungen:


Look & Feel

Im Direktvergleich zur Fujifilm X-T3, welche ich aktuell ja besitze und vorallem für Wildlife im Einsatz habe, ist die X-T4 ein bisschen grösser und erfreulicherweise auch griffiger geworden. Das liegt wahrscheinlich am IBIS und an dem neuen Akku. Dieser ist deutlich leistungsfähiger als jener der Vorgängermodelle! Aufgeladen wird er mittels USB-Kabel direkt in der Kamera. Auch wenn das erstaunlich schnell geht, würde ich in der Praxis eine Ladeschale und einen Zweitakku dazukaufen.

Die Anordnung der Knöpfe hat sich zwar nur minim geändert, aber der Plätzetausch von Q- und AF-ON – Button haben mich anfangs fast wahnsinnig gemacht, weil ich in der Tierfotografie mit Back-Button-Fokus arbeite. Glücklicherweise lassen sich aber alle Knöpfe nach Belieben individuell belegen. Nicht so begeistert bin ich vom Wegfall des Messmethoden-Rädchens, da ich oft und gerne von Mehrfeld auf Spot wechsle und diesen “Schnellzugriff” sehr schätzte. Er bekam darum ein Plätzchen im “My Menu”. Auf dem ehemaligen Messmethoden-Rad findet sich nun eine Schnellwechsel-Option zwischen “Still” & “Movie”, woran sicher viele Freude haben dürften. Besonders schön gelöst: bei der Auswahl “Still” bezieht sich das ganze Menu auf Foto, bei “Movie” aufs Filmen.

Die auffälligste Änderung ist das neue, höher auflösende Display: es lässt sich nicht mehr nur kippen, sondern ausklappen (Tilt-Flip-Screen). Die einen mögens, die andern nicht. Ich mag es, inbesondere auch, weil ich es bei Nichtgebrauch zuklappen kann.

Graureiher im Morgenlicht, Fujifilm X-T4 mit XF100-400mm f/4.5-5.6

IBIS

Eine weitere grosse Neuerung ist der integrierte Bildstabilisator IBIS. Im Vergleich zu jenem, der seinerzeit in der X-H1 verbaut wurde, ist er kleiner, leichter und leiser. Oft höre ich die Aussage, dass ein IBIS eher fürs Filmen gedacht ist und reinen Fotografen nichts bringt. Ich bin da etwas anderer Meinung. Gerade weil ich oft und gerne mit dem Tele bei Dämmerung unterwegs bin, erleichtert mir der Stabi die Arbeit massiv: kleine Wackler beim Freihand-Fotografieren werden ausgeglichen, bei stehenden Motiven erlaubt er eine längere Verschlusszeit (beim meinem 100-400mm f/4.5 – 5.6 laut Herstellangabe bis zu 5.5 Blendenstufen).

Schloss Thun in Abenddämmerung, Fujifilm X-T4 mit XF18-55mm f/2.8-4.0

Auslöser

Der neue (mechanische) Auslöser ist deutlich leiser als noch bei der X-T3 – ein Segen für die Tierfotografie! Auch die Serienbild-Rate wurde nochmals erhöht und erreicht nun 15 Bilder pro Sekunde. Der Buffer ist nach 2-3 Sekunden ausgeschöpft, was ca. 35 Bildern entspricht. Auch bei der X-T4 kann man in den sogennanten “Sportmodus” wechseln, wo man mit elekronischem Shutter auf bis zu 30 Bilder/Sek. (inkl. 1,6 Crop) kommt. Ich bevorzuge in den Praxis jedoch wenn immer möglich den mechanischen Shutter, da der elektronische zu Verzerrungen neigen kann.

Birkhahn während der morgentlichen Balz, Fujifilm X-T4 mit XF100-400mm f/4.5-5.6

HDR-Modus

Eine spannende Neuerung, welche ich mir etwas genauer anschauen wollte, war der HDR-Modus. Er ist über das linke Auswahlrad direkt anwählbar und funktioniert zunächst wie ein normales Bracketing: die Kamera macht nacheinander drei Aufnahmen, wobei eine etwas unterblichtet, eine korrekt belichtet und eine leicht überbelichtet ist. Statt dass man diese drei Einzelbilder nun in einem Bildbearbeitungsprogramm zusammensetzt, macht dies die Kamera in 2-3 Sekunden gleich selber und gibt eine Art “Super-RAW” aus (Dateigrösse ca. 150 MB). Hier hat man in der Nachbearbeitung nun sehr viel Spielraum, was Höhen und Tiefen anbelangt. Ich hatte den Eindruck, dass die Kamera eher darauf bedacht war, die Lichter zu retten, statt die Schatten hochzuziehen, was super ist, weil anderenfalls rasch dieser “unnatürliche” HDR-Look entstehen kann (…was am Ende natürlich immer Geschmacksache ist…).

Restschneefeld im Berner Oberland, Fujifilm X-T4 mit XF10-24mm f/4.0


Autofokus

Last but not least für mich fast das Spannenste: der neue Autofokus! Er soll noch präziser und schneller als bei der X-T3 sein, mit welcher ich eigentlich ja sehr zufrieden bin. Und ich muss ehrlich zugeben: ich habe den Unterschied nicht als frappant empfunden. Allerdings hatte ich auch nicht Gelegenheit, ihn bei sich-ins-Wasser-stürzenden Seeadler oder ähnlichen Extremsituationen zu testen. Einen sehr deutlicher Unterschied merkte ich allerdings beim Scharfstellen in Situationen mit wenig Licht! Laut Fujifilm selbst soll dies nun bei bis zu -6 EV (!) funktionieren. Mein Feldtest fand passenderweise mit Feldhasen statt, welche ich in der Dämmerung bei blossem Auge kaum mehr sehen konnte – der AF hatte keine Probleme scharfzustellen. Einfach genial! Auch die Gesichts- und Augenerkennung soll fantastisch sein. Für mich leider eine Funktion, welche ich aufgrund meiner Motive derzeit kaum nutze – ich plange jedoch auf einen hoffentlich bald erscheinenden Tieraugen-Nachführ-Autofokus…

Feldhase bei Dämmerung, Fujifilm X-T4 mit XF100-400mm f/4.5-5.6


Ausserdem…

  • Der Boost-Modus kann nun in verschiedene Prioritäts-Stufen unterteilt werden und bietet ebenfalls einen Eco-Modus, mit welchem Akku gespart werden kann. Aber Achtung: der Autofokus arbeitet natürlich am präzisesten bei maximalem Boost!
  • Neu ist auch, dass beim automatischen Fokus-Bracketing nun Start- und Endpunkt des scharfen Bereiches festgelegt werden können.
  • Das Gewinde für die Stativschraube/-platte ist etwas nach hinten gerutscht, vermutlich wegen dem IBIS. Stativplatten schauen deshalb nun hinten etwas raus. In der Praxis wird man aber vermutlich eine (angepasste) L-Schiene verwenden…
Reh im Rapsfeld, Fujifilm X-T4 mit XF100-400mm f/4.5-5.6

Disclaimer

Die Kamera wurde mir kostenlos von Fujifilm (Switzerland) AG zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um ein Vorserien-Modell (Sample Model), weshalb die hier gezeigten Beispielbilder keine finale Referenz darstellen.

Leser meines Blogs dürfen sich auf meine absolut persönliche Erfahrung und Meinung verlassen. Ich habe beim Testen nur diejenigen Funktionen mitberücksichtigt, welche ich in meinem täglichen Anwendungsbereich nutze und beurteilen kann. So verzichte ich beispielsweise bewusst auf eine Beurteilung der Videofunktion – danke fürs Verständnis!

Für Rückfragen und Feedbacks dürft ihr gerne die Kommentarfunktion nutzen oder mich per Mail kontaktieren.

Ein Kommentar

  1. Peter A.
    24. April 2020
    Antworten

    Schöne und ehrlich geschriebene Review. Und tolle Beispielbilder!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.