6 Monate GFX 50s und X-T3: meine Erfahrungen

Fast ein halbes Jahr ist nun her, seit ich meiner Ausrüstung ein „Major Update“ verpasst habe. Eigentlich wollte ich bereits nach meiner Kanada-Reise einen ersten Erfahrungsbericht veröffentlichen. Leider war aber meine fotografische Ausbeute im Bereich Landschaft nicht so gross wie erhofft…

Dies lag zum einen daran, dass wir fast täglich fantastische Wildtier-Begegnungen geniessen durften (insbesondere Bären – Blogbeitrag dazu folgt…), was den Fokus natürlich automatisch auf die Tierfotografie rückte. Zum anderen spielte oftmals das Wetter nicht ganz mit, wenn wir an landschaftlich attraktiven Orten waren. Somit war schlussendlich die X-T3 viel öfters im Einsatz als die GFX und ich brauchte einige Zustatzwochen, um mit letzterer genügend Erfahrung zu sammeln.

Die Umstellung von APS-C (oder Vollformat) auf Mittelformat braucht nämlich schon ein bisschen Eingewöhnungszeit. Zwar ist die Bedienung der GFX im gewohnt benutzerfreundlichen Fujifilm-Stil und selbst Neulinge werden sich mit der Handhabung schnell zurecht finden. Woran ich mich eher gewöhnen musste, war das 4:3 Format und die (bewusst gewählte) Einschränkung einer 23mm – Festbrennweite (Vollformat-Äquivalenz ca. 18mm). Das (für mich) neue Format eröffnet neue Möglichkeiten in der Bildgestaltung, aber ich musste mein Auge zunächst etwas darauf schulen. Natürlich kann man die Bilder auch im Nachhinein croppen – bei 50MB Auflösung hat man ja genügend “Reserve”. Ich wollte/will aber einerseits meine eigene Kreativität fördern und andererseits das Maximum aus der Kamera holen!

Da ich wie erwähnt aktuell “nur” das 23mm Objektiv besitze, bewege ich mich bei meinen Aufnahme automatisch im Weitwinkel-Bereich. Zur Bildgestaltung nehme ich dabei gerne markante Objekte in den Vordergrund. Spätestens hier kommt ein weiterer Unterschied zu APS-C zum Tragen: die Schärfentiefe! Während ich mit der X-T3 bereits bei einer 8er oder 9er Blende ein durchgehend scharfes Bild habe, muss ich bei der GFX mindestens auf f/13 oder gut und gerne auch mal auf f/18 oder mehr abblenden. Dies kann, je nach Lichtverhältnissen, auch zu längeren Belichtungszeiten führen und man ist relativ rasch auf ein Stativ angewiesen. Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich die GFX glaube ich bisher nicht ein einziges Mal freihand verwendet. Ich arbeite in der Landschaftsfotografie aber grundsätzlich sehr gerne mit dem Stativ. Dadurch bin ich fokussierter und nehme mir mehr Zeit, meine Aufnahme sauber zu komponieren. Und genau dafür ist die GFX gemacht: geduldiges und präzises Arbeiten für höchste Qualität!

Diese Qualität sieht man übrigens ziemlich deutlich in der Nachbearbeitung. Da wäre einerseits die sehr genaue, natürliche Farbwiedergabe, welche Geschmacksache sein kann, mir persönlich aber sehr gefällt. Andererseits hat man im Dynamikbereich so viel Spielraum, dass die Verwendung von Verlaufsfiltern eigentlich fast überflüssig wird. Am deutlichsten wird der Unterschied bei der Randschärfe, was bei APS-C und teilweise sogar bei Vollformat im Weitwinkelbereich immer ein bisschen eine Problemzone ist. Hier spielt die GFX in Kombination mit dem 23mm einfach in einer anderen Liga! Ich taste mich seit ein paar Monaten übrigens auch an Capture One heran, welches im Direktvergleich doch noch etwas mehr aus den Rohdateien von Fujifilm rauszuholen vermag, als Lightroom. Noch habe ich nicht den idealen Workflow für mich gefunden, aber ich werde dran bleiben und kann bei Interesse vielleicht auch hierzu mal einen Blogbeitrag schreiben…

So weit so gut, aber was sind nun die Nachteile an dieser Kamera? Abgesehen von den Anschaffungskosten gibt es für mich eigentlich zwei Punkte, über die man sich im Klaren sein muss:

  • Die hohe Auflösung geht einher mit relativ grossen Dateien: ein RAF-File (unkomprimierters RAW) ist im Durchschnitt etwa 100MB gross. Das füllt die Festplatte und lässt Bildbearbeitungs-Programme ruckeln (Lightroom viel stärker als Capture One) – je nach dem könnte auch eine Investition in die Hardware fällig werden…
  • Die GFX ist weder gemacht noch gedacht für alles, was Geschwindigkeit voraussetzt: Wildlife, Sport, Action – forget it!

Hier trumpft dafür die X-T3 gross auf! Als Allrounderin mit einem hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis konzipiert, liegt man mit dieser APS-C Kamera grundsätzlich nie falsch. Ich habe sie mir aber vorallem für den ganzen Wildlife-Bereich angeschafft und habe mich während der Kanada-Reise sehr schnell mit ihr angefreundet. Da sie als direkter Nachfolger der X-T2 praktisch identisch aufgebaut ist, brauchte ich hier keine „Angewöhnungszeit“. Dafür habe ich sehr Freude an den Verbesserungen, allen voran dem noch schnelleren und treffsicheren Autofokus. Es bleibt zu hoffen, dass Fujifilm künftig noch etwas im Bereich der Superteles raushaut. Das XF200mm f/2.0 (eine Leihgabe von Kropf Multimedia) hatte ich dieses Jahr an der X-T3 zur Hirschbrunft in England im Einsatz. Wirklich eine Traumkombination! Und dennoch wünschte ich mir – gerade für Vögel oder kleinere Tiere – noch etwas lichtstarkes im Brennweitenbereich von 500mm…

Ein weiterer grosser Pluspunkt und für mich der Urgedanke, weshalb ich Ende 2017 überhaupt den Systemwechsel zu Fujifilm vollzogen habe, ist die Kompaktheit des X-Systems. So kommt bei mir die X-T3 doch auch ab und zu im Bereich Landschaft zum Zuge, wenn die (Berg-)Tour etwas anstrengender und komplizierter ist. Ich unternahm beispielsweise Anfangs Jahr eine Tour zu einer Gletscherhöhle, wo ich weder wusste, was mich auf dem Zustieg noch im Inneren der Höhle genau erwarten würde. In solchen Situationen ziehe ich das leichte und flexible X-System dann tatsächlich der qualitativ besseren, aber halt auch klobigeren GFX vor.

Wann kommt die GFX 50s für mich zum Einsatz?

  • Wenn ich das Maximum an Qualität brauche/will
  • Wenn ich nicht so sehr auf Geschwindigkeit angewiesen bin (typischerweise in der Landschaftsfotografie)
  • Wenn ich hohe Kontraste und Dynamikumfang erwarte (typischerweise bei Sonnenauf- oder Untergang)
  • Wenn ich ein 4:3 Format möchte
  • Wenn Gewicht und Packmass nicht so eine Rolle spielen

Wann kommt die X-T3 zum Einsatz?

  • Wenn ich Geschwindigkeit und präzisen Autofokus brauche (typischerweise im Bereich Wildlife)
  • Wenn ich leichtes und kompaktes Equipment dabei haben will (typischerweise auf langen Bergtouren)
  • Wenn ich nicht so recht weiss, was mich “on location” erwartet und ich möglichst flexibel sein will

Fazit

Auch nach rund einem halben Jahr im Einsatz bin ich sehr happy mit der Kombination GFX 50s und X-T3! Beide Kameras machen Spass und haben mich noch nie im Stich gelassen. Je nach Einsatzgebiet weiss ich genau, was ich will und bekomme – die beiden Systeme ergänzen sich für meine Art der Fotografie perfekt!

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