“Moody Days” auf der Isle of Skye

Es ist Samstag Nachmittag, ich sitze nach einer kleinen Einkaufstour zu Hause und schaue dem Gewitter zu. Seit Tagen (oder waren es bereits Wochen?) der Hitze sind die Temperaturen endlich wieder auf ein humanes Niveau gesunken. Während ich mit meinen Augen die fallenden Regentropfen verfolge, schweife ich gedanklich ab und lande – dem Wetter entsprechend – in Schottland. Dort habe ich es (gefühlt) das letzte Mal so regnen gesehen…

Auf die Isle of Skye habe ich mich fast am meisten gefreut. Was habe ich im Vorfeld nicht alles für schöne Fotos gesehen, über abenteuerliche Wanderungen gelesen oder unterhaltsame Geschichten gehört. Aber wie so oft, wenn die Erwartungen (zu?) hoch sind, kommt auch diesmal leise Enttäuschung in mir hoch. Und zwar in zweierlei Hinsicht: einerseits sieht die Wetterprognose vernichtend aus und andererseits ist das Touristenaufkommen mancherorts doch etwas gar hoch für meinen Geschmack. Klar, ich weiss, dass die Insel touristisch ist und einige populäre Sehenswürdigkeiten beheimatet. Trotzdem wirkt es nach den einsamen Tagen in den Highlands wie ein kleiner Kulturschock. Ich will ja nicht wissen, wie es zur Hauptsaison an den Fairy Pools oder im Eilean Donan Castle aussieht… Für dieses Mal habe ich es jedenfalls noch geschafft, ein paar menschenleere Bilder aufzunehmen:

Ja und die Sache mit dem Wetter… Eigentlich rechnete ich ja damit, dass wir es wieder ähnlich antreffen werden, wie bei meiner ersten Schottland-Reise vor fast 10 Jahren. Damals hatten wir in zwei Wochen einen einzigen trockenen Tag… Doch nun dieses Mal das pure Gegenteil: bisher kein Regen, viel Sonne und wenn Wind, dann angenehm sanft & kühlend. Daran könnte man sich gewöhnen – und das habe ich offensichtlich. Als es dann kurz nach dem Überqueren der Skye Bridge in Strömen zu regenen beginnt, kann man förmlich fühlen, wie unsere Stimmung auf den Nullpunkt sinkt. Die Wetterprognose und die pessimistische Frau von der Tankstelle (“oh, you’re driving straight into the bad weather”) hatten also doch recht. Unsere grossen Wanderpläne? Gestorben – mutmasslich durch Ertrinken oder einfach durch die pure Unlust, im Gänsemarsch jensten anderen deprimierten Wanderern zum “Old man of Storr” hoch zu watscheln, der sich sowieso hinter einer kriesdicken Wolkendecke versteckt.

Stattdessen kurven wir schlussendlich mit unserem Mietauto die steile Passstrasse zum Quiraing hoch. Erfreulicherweise verschlägt es nicht sehr viele hierhin (…die Strasse ist auch wirklich abenteuerlich…) und noch viel erfreulicher: hier oben beginnt sich der Nebel zu lichten. Zwar regnet es immer noch, aber mit der Hoffnung auf etwas Sicht packt uns die Wanderlust! Die Landschaft hier ist einfach fantastisch, richtig mystisch und es würde mich nicht wundern, wenn plötzlich König Arthur mit seinen Rittern der Tafelrunde daher galoppiert käme. Nach etwa einer Stunde erreichen wir ein ganzes “Dorf” von Felsnadeln, die aus dem Nebel hervorstechen und ich frage mich, ob es vielleicht doch eher die Heimat von Elfen und Feen als jene von Rittern ist… Wie dem auch sei: die Wanderung im Quiraing entpuppt sich trotz – oder eben gerade WEGEN dem Wetter zur schönsten der ganzen Reise! Und ich lerne für mich mal wieder, dass man eben doch nicht zu schnell urteilen sollte, was Erwartungen und vermeintliche Enttäuschungen anbelangt…

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